taz.de -- Lufthansa streicht mehr als 300 Flüge: Weiterhin „Unregelmäßigkeiten“
Durch den Ausstand der Flugbegleiter in Frankfurt, München und Berlin streicht die Lufthansa am Dienstag mehr als 300 Flüge. Kunden wurden per SMS informiert.
FRANKFURT/M. dapd | Wegen des Streiks der Flugbegleitergewerkschaft UFO hat die Lufthansa am Dienstag mehr als 300 Flüge gestrichen. Neben zahlreichen innerdeutschen und europäischen Verbindungen fielen auch Interkontinentalflüge aus, wie die Lufthansa mitteilte. Die Flugbegleiter bestreiken seit dem frühen Morgen die Flughäfen in Frankfurt am Main und Berlin-Tegel. Ab 13 Uhr wollten sie auch in München die Arbeit niederlegen.
Wie viele Passagiere insgesamt vom Streik betroffen waren, konnte Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky nicht sagen. Er berichtete aber, dass an den bestreikten Flughäfen Frankfurt am Main, Berlin und München große Teile des Flugplans nicht umgesetzt werden können.
Am größten deutschen Flughafen Frankfurt seien von den geplanten 370 Flügen die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenflüge und ein Drittel der Langstrecken dem Streik zum Opfer gefallen. In Berlin waren es bis zum Vormittag nur „vereinzelte“ der 40 geplanten Verbindungen, wie Ogursky sagte. „Mit weiteren Streichungen ist aber zu rechnen.“
In München wolle die Lufthansa rund drei Viertel der Kurz- und Mittelstreckenflüge in die Luft bringen. Die hohe Quote sei darin begründet, dass in der bayerischen Landeshauptstadt der Anteil der nicht bestreikten Lufthansa-Töchter am Flugplan relativ hoch ist. Zugleich dürften dort aber die Hälfte der Langstreckenflüge am Boden bleiben. Insgesamt standen in München 450 Flüge auf dem Flugplan des Konzerns.
Die Fluggäste seien am Morgen mit gut 11.000 SMS auf die „Unregelmäßigkeiten“ aufmerksam gemacht worden, sagte Ogursky und sprach den Betroffenen das Bedauern des Unternehmens aus. An den bestreikten Flughäfen sei zusätzliches Personal bereitgestellt worden, um die Fluggäste mit Getränken und Snacks zu versorgen.
„Null-Kommunikation“ der Lufthansa
Für den Fall, dass das bestreikte Unternehmen nicht einlenkt, kündigte UFO-Vorsitzender Nicoley Baublies eine flächendeckende Ausweitung des Arbeitskampfes an. Es liege nun an der Lufthansa, ihre „Null-Kommunikation“ gegenüber seiner Organisation einzustellen, sagte Baublies der Nachrichtenagentur dapd. Das bisherige Angebot von 3,5 Prozent mehr Geld sei völlig unzureichend. Dem stehe zudem eine 20-prozentige Gehaltskürzung gegenüber. UFO fordert unter anderem fünf Prozent höhere Gehälter und den Verzicht auf Leiharbeit.
Ein Lufthansa-Sprecher bedauerte, dass die Fluggäste in einen Konflikt hineingezogen würden, der am Verhandlungstisch gelöst werden könne. Die Lufthansa habe kein Verständnis dafür, dass die Streikankündigungen „häppchenweise und im Stundentakt“ von der UFO mitgeteilt würden. Die Fluggesellschaft sei bemüht, ihre Passagiere rechtzeitig über Ausfälle und Verspätungen etwa im Internet zu informieren.
Die Deutsche Bahn rechnet wegen des Streiks mit einigen Tausend zusätzlichen Reisenden. An den Streikorten in Frankfurt am Main, Berlin und München stünden zusätzliche Züge bereit, sagte eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage. Bisher gab es nach ihren Angaben kein erhöhtes Aufkommen an den Bahnhöfen. Beim ersten Streik am vergangenen Freitag mussten keine zusätzlichen Züge eingesetzt werden, wie die Sprecherin berichtete.
Der Autovermieter Europcar registrierte vermehrt Kunden an den Stationen, die wegen des Streiks einen Mietwagen benötigen. Gleichzeitig gebe es aber auch Stornierungen, sagte eine Sprecherin. Die Nachfrage bleibe damit in etwa gleich.
4 Sep 2012
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