taz.de -- US-Justizministerium vs. BP: Nachspiel zu „Deepwater Horizon“
Das US-Justizministerium wirft dem britischen Ölkonzern BP grobe Fahrlässigkeit vor. Der Konzern will das Gegenteil beweisen.
LONDON dpa | Das US-Justizministerium wirft dem britischen Ölkonzern BP im Streit um Entschädigung für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko grobe Fahrlässigkeit vor. Das berichtete die Financial Times am Mittwoch unter Berufung auf interne Memos im Ministerium. Sollte das Ministerium im bevorstehenden Prozess gegen BP damit durchkommen, könnte dies die Rechnung für BP massiv verteuern.
Nach dem US-amerikanischen Umweltgesetz, dem Cleanwater Act, kann die Regierung bei erwiesener grober Fahrlässigkeit bis zu 4300 US-Dollar (3500 Euro) pro ausgelaufenem Barrel Rohöl verlangen. Sollte dies nicht nachgewiesen werden, läge der Satz nur bei 1100 Dollar pro Barrel.
Im April 2010 waren nach der Explosion der BP-Ölplattform „Deepwater Horizon“ elf Menschen ums Leben gekommen. Zwischen vier und fünf Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl waren ins Meer gelaufen und hatten Teile der Küsten in fünf US-Bundesstaaten verschmutzt.
BP, das von weniger ausgelaufenem Öl ausgeht, beteuert, es habe keine grobe Fahrlässigkeit gegeben. Das Unternehmen wolle dies auch beweisen. Die Memos der US-Regierung untermauerten, dass es noch Meinungsverschiedenheiten bei dem Thema gebe. Der Börsenkurs der BP-Aktie ging am Mittwoch auf Talfahrt.
BP hatte sich mit einem Kreis von Privatleuten und Unternehmern – darunter viele aus der Fischereibranche – bereits auf Entschädigungszahlungen im Wert von rund 7,8 Milliarden US-Dollar geeinigt. Wenn dies in letzter Instanz genehmigt wird, wird BP bereits rund 30 Milliarden für das Debakel bezahlt haben.
5 Sep 2012
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Transocean gibt zu, gegen Umweltgesetze verstoßen zu haben. Der „Deepwater Horizon“-Betreiber muss weitere 400 Millionen Dollar Strafe Strafe berappen.
Für die größte Ölpest in der US-Geschichte hat der Konzern schon 4,5 Milliarden Dollar Strafe akzeptiert. Doch es dürfte noch viel teurer für die Briten werden.
Mitt Romney setzt auf Öl und Kohle. Präsident Obama hat seine grünen Wähler enttäuscht, endeckt die Umwelt aber wieder.
Öl-Schlieren und verdreckte Ufer. Ein Jahr nach der UNO-Studie zur Ölverschmutzung in Nigera ist die Lage unverändert. Die Regierung tut nichts, Shell zahlt nicht.
Es sollen die grünsten Spiele der Geschichte sein: Unter den Hauptsponsoren sind umstrittene Großkonzerne wie McDonald's, Coca-Cola, BP und Dow Chemicals.
Royal Dutch Shell will bald mit der Ölförderung in der Arktis beginnen. Die USA hat nichts dagegen, Umweltschützer versuchen mit allen Mitteln, das Projekt zu verhindern.
Nigeria hat wegen eines Lecks am Bonga-Ölfeld eine Strafe von 5 Milliarden Dollar gegen Shell verhängt. Der Konzern sieht dafür keine gesetzliche Grundlage.
Erst schafften es die Aktivisten, das Shell-Schiff auf dem Weg zu Testbohrungen in die Arktis aufzuhalten. Dann gab die dänische Küstenwache Shell sicheres Geleit. Das Ökosystem bleibt in Gefahr.