taz.de -- Da hilft nur noch beten: Späte Klarstellung

Die Staatsanwaltschaft hat erst spät für eine Klarstellung gesorgt und die Ehre von Maria Jepsen und Karl Ludwig Kohlwage,so wieder hergestellt.
Bild: Will künftig genauer hinsehen bei sexualisierter Gewalt unter dem Dach der Kirche: Bischöfin Kirsten Fehrs.

Die Ehre von Maria Jepsen, Karl Ludwig Kohlwage, Heide Emse und Detlev Nonne ist wieder hergestellt. Sie müssen nicht länger mit dem Vorwurf leben, Strafvereitelung begangen zu haben.

Anzeige erstattet hat Hans Henning Offen laut eigener Aussage im Januar, im März war ein Aktenzeichen bekannt, seit Juli sichtbar, dass ermittelt wurde. Dass Kirchenleitende nicht dazu verpflichtet werden können, Strafrechtspflege zu betreiben, blieb scheinbar verborgen. Ebenso der Umstand, dass die vier Genannten keine unlauteren Mittel anwandten, andere von Strafanzeigen abzuhalten. Man reibt sich, liest man derlei, schon die Augen.

Der Lübecker Oberstaatsanwalt hat sehr spät für eine Klarstellung gesorgt. Übrig bleibt ein heftiger Blättersturm, und für die vier Betroffenen wohl auch die Erinnerung an Wochen mit vielen bohrenden Fragen.

Das bedeutet nicht, dass Sexualstraftäter in Schutz genommen werden sollen. An einer Anzeige – bitte vor der Verjährung – führt kein Weg vorbei, erst recht nicht, wenn solche Straftaten innerhalb der Kirche geschehen. Schließlich erwarten die, die dort hingehen, eine besondere Form der Vertrauenswürdigkeit.

Dass inzwischen viel geschieht, um die Ahrensburger Ereignisse aufzuarbeiten, macht ihre Wiederholung vielleicht sogar unwahrscheinlicher. Hoffen darf man das ja – gerade und vor allem in der und für die Kirche.

12 Sep 2012

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Berno Timm

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Missbrauch

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