taz.de -- Proteste in Jemen: Weitere US-Botschaft angegriffen

Die Proteste gegen ein obskures antiislamisches Video halten an. Auch in Sanaa versuchen Demonstranten, die Botschaft der USA zu stürmen.
Bild: Mit Steinen und Mischbatterien: Protestierende vor der US-Botschaft in Sanaa.

SANAA dapd/afp | Aufgebrachte Demonstranten haben am Donnerstag das Gelände der US-Botschaft im Jemen gestürmt. Anlass war offenbar wie bei den vorherigen Angriffen auf US-Vertretungen in Libyen und Ägypten ein islamfeindlicher Amateurfilm eines in Amerika lebenden Regisseurs, der im Internet aufgetaucht war.

Die Demonstranten drangen auf das Gelände der Botschaft vor, nicht aber in das Innere des Bürogebäudes. Auf dem Gelände holten sie die US-Flagge ein und zündeten sie an.

Sicherheitskräfte hatten die Eindringlinge zurückgedrängt. Sämtliche Demonstranten wurden von dem Botschaftsgelände geführt, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete. Mehrere tausend wütende Demonstranten hatten bei Protesten unter "Oh Prophet! Oh Mohammed"-Rufen das Botschaftsgelände mehrere Fahrzeuge in Brand gesetzt. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und gab Warnschüsse in die Luft ab.

Zuvor hatten die USA nach dem Tod ihres Botschafters in Libyen weltweit die Sicherheitsmaßnahmen für ihre Botschaften und Konsulate erhöht. So waren vor der Botschaft in der philippinischen Hauptstadt Manila Wachen und Polizei-Sonderkräfte mit Sturmgewehren zu sehen.

Im Jemen ist der aktivste Arm des Terrornetzwerks Al-Kaida beheimatet. Washington ist der wichtigste Unterstützer der jemenitischen Regierung bei deren Antiterrorkampagne. Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Vizechef des Terrornetzwerks in der Region bei einem mutmaßlichen US-Luftangriff getötet wurde.

13 Sep 2012

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