taz.de -- Kommentar Seilbahn: Drei Mal reicht

Eine Seilbahn in einer Hafenstadt ist weder touristisch notwendig noch entlastet sie den Nahverkehr. Sie ist nur bezugloser Quatsch.
Bild: Noch gibt es sie nicht: So stellt sich der Musicalkonzern Stage Entertainment die Seilbahn über die Elbe vor.

Dass der Musicalkonzern Stage Entertainment bei seinem Seilbahn-Projekt nicht gerade von dem Motiv angetrieben wird, Nahverkehrs-Anbindung zu bescheren, dürfte klar sein. Eher schon durfte der vielzitierte „Sprung über die Elbe“ dafür herhalten, mehr Zuspruch für ein ansonsten unbeliebtes Touristenprojekt zu ernten. Das tourismuswirtschaftliche Ansinnen wurde hier mit der tatsächlich wichtigen Frage der öffentlichen Verkehrsanbindung Wilhelmsburgs vermischt.

Dass so eine für Touristen gebaute private Seilbahn, die zeitlich begrenzt für fünf Jahre Gewinn erwirtschaften will, eine Alternative zur S-Bahn sein kann, ist schon absurd genug. Noch absurder wird das Argument nur noch dadurch, dass der südliche Streckenabschnitt über das Hafengelände mitsamt seinen Gefahrengütern führen sollte. Wen wundert es, dass der Wirtschaftssenator Horch kein Freund des südlichen Streckenabschnitts ist.

Wer nun leidenschaftlich für die Seilbahn in die Bresche springt, hat entweder ganz schlichte wirtschaftliche Interessen oder er stellt seine Provinzialität unter Beweis. Drei Mal aus der Schublade rausholen reicht.

Wozu braucht eine Stadt wie Hamburg eigentlich noch mal eine Seilbahn? Die Gondeln im Flachland sind ein völlig bezugloser touristischer Gag.

12 Oct 2012

AUTOREN

Lena Kaiser

TAGS

Hamburg
Hamburg

ARTIKEL ZUM THEMA

Einflussnahme auf direkte Demokratie: Vergoldete Gondeln

Ein Musicalunternehmen und ein Seilbahnbauer wollen bei einem positivem Bürgerentscheid Hamburg eine Seilbahn und zehn Millionen Euro für soziale Projekte schenken. Ein unmoralisches Angebot, sagen Kritiker.

Seilbahn-Begehren: Gondeln in Bürgerhand

Sie fährt noch nicht, die Seilbahn für Musicalbesucher, die der Veranstalter Stage Entertainment und Hamburgs Touristiker sich so wünschen. Aber der Erfolg beim Unterschriftensammeln lässt sie näher rücken.

Tourismus: Seilbahn nicht totzukriegen

FDP und Handelskammer drängen in einem dritten Anlauf auf die Realisierung der nördlichen Teilstrecke der Seilbahn von St. Pauli zum Musicaltheater im Hafen.