taz.de -- Wenn Pfarrer Klartext reden: Klare Ansagen von der Kanzel

Wer seine Verantwortung für die Schöpfung ernst nimmt, darf sie sich nicht rücksichtslos untertan machen
Bild: Muss mancherorts als Botschaft dienen: Kaninchenfell, hier noch mit Inhalt.

Einige niedersächsische Pastoren haben sich offenbar dazu hinreißen lassen, ihren Gemeinden von der Kanzel aus ins Gewissen zu reden. Das hat jetzt den organisierten Widerstand des Landvolks auf den Plan gerufen. Dessen Sprecher Helmut Brachtendorf ruft die Mitglieder dazu auf, polternde Pastoren zu melden – und verrät damit, wie es offenbar aus Sicht der Bauernschaft in der Kirche zugeht: top-down, vom Übergeordneten zum Untergeordneten.

Es hat schon einen sehr seltsamen Beigeschmack, wenn sich Brachtendorf aus allen Gemeinden berichten lassen will, wie die Pfarrer sich dort zu den Methoden der Landwirtschaft geäußert haben. Vermutlich ist das nicht in denunziatorischer Absicht geschehen. Sondern mit dem Ziel, im Gespräch mit dem Landesbischof Ralf Meister eine Argumentationshilfe zu haben.

Aber was erwartet sich das Landvolk vom Meinungsaustausch mit dem Bischof? Letztlich wohl doch eine kleine Handreichung für die Pastoren: Nicht so weit aus dem Fenster lehnen – und bei den „objektiven und wahren Fakten“ des Landvolks bleiben.

Meister kann froh sein, dass einige seiner Pastoren Position bezogen und sich mit Teilen ihrer Gemeinden angelegt haben. Wer seine Verantwortung für die Schöpfung ernst nimmt, kommt nicht darumherum, Klartext zu reden. Woran die Kirche leidet, sind bestimmt nicht gar zu konfliktfreudige Pastoren – eher zu viel Weichspüler.

14 Nov 2012

AUTOREN

Gernot Knödler

ARTIKEL ZUM THEMA

Drohung in Niedersachsen: Gruß aus der Fleischbranche

Ein Prälat findet ein Kaninchenfell vor seinem Haus. Er hatte die schlechte Bezahlung ausländischer Beschäftigter in der Fleischproduktion angeprangert.

Pfaffenlegen: Kein Gott für arme Säue

Niedersachsens Bauernvertretung mobilisiert gegen Pastoren, die sich "überzogen" kritisch zur industriellen Landwirtschaft äußern. Die Grünen im Land erkennen darin einen "Aufruf zur Denunziation".