taz.de -- Angriff auf US-Konsulat in Libyen: Sicherheitschef muss Posten räumen

Die Sicherheit im US-Konsulat in Bengasi sei unzureichend gewesen, heißt es in einem Untersuchungsbericht. Nun mussten vier Beamte zurücktreten.
Bild: Das ausgebrannte US-Konsulat in Bengasi.

WASHINGTON afp | Der vernichtende Bericht zu dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi hat erste personelle Konsequenzen: Der für die Sicherheit des diplomatischen Personals zuständige leitende Beamte Eric Boswell trat am Mittwoch zurück und drei weitere Mitarbeiter des Außenministeriums wurden vom Dienst suspendiert, wie aus Washington bekannt wurde. Die erkrankte US-Außenministerin Hillary Clinton muss sich indes noch bis Mitte Januar schonen.

Clinton habe Boswells Entscheidung, mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurückzutreten, akzeptiert, erklärte die Sprecherin des Ministeriums, Victoria Nuland. Drei andere Mitarbeiter seien von ihren derzeitigen Aufgaben entbunden und bis auf Weiteres vom Dienst suspendiert worden, fuhr sie fort. Dabei handle es sich um zwei weitere Mitarbeiter aus Boswells Aufgabenbereich sowie um einen Beamten eines Büros im Nahen Osten.

Die Namen der drei suspendierten Beamten nannte Nuland nicht. Neben Boswell hatten die Sender CNN und CBS aber bereits über Charlene Lamb berichtet, die ihren Posten geräumt habe. Sie ist ebenfalls für die Sicherheit der diplomatischen US-Einrichtungen verantwortlich.

Drei Monate lang hatte eine unabhängige Kommission die Umstände der Attacke in Bengasi vom 11. September untersucht. Bei dem Angriff waren vier US-Bürger getötet worden, darunter der Botschafter Chris Stevens. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Konsulat seien zutiefst „unzureichend“ gewesen, heiß es in Auszügen des Berichts. Die US-Diplomaten hätten sich auf bewaffnete, „jedoch schlecht ausgebildete“ örtliche Milizen verlassen müssen. Forderungen, den Schutz der Vertretungen in Bengasi und in der Hauptstadt Tripolis zu verstärken, seien "ignoriert" worden.

„Mangel an Führung und Management“

„Wir haben einige sehr harte und schmerzhafte Lektionen in Bengasi gelernt“, sagte Clintons Stellvertreter William Burns. Da Clinton wegen einer Erkrankung verhindert ist, sollte er zusammen mit einem weiteren Ministeriumsvertreter am Donnerstag vor dem US-Kongress zu den Ermittlungen zu dem Angriff in Bengasi aussagen.

Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus, Ileana Ros-Lehtinen, erklärte, ein Mangel an Führung und Management seien für die zahlreichen Fehler verantwortlich, die zum Tod mehrerer Menschen geführt hätten. Die Regierung müsse weiterhin zur Rechenschaft gezogen werden, erklärte die Republikanerin. Die Rücktritte von Ministeriumsmitarbeitern reichten nicht aus.

20 Dec 2012

TAGS

Libyen
Angriff
US-Botschaft
US-Außenministerium
Libyen
Libyen
Libyen
Hillary Clinton

ARTIKEL ZUM THEMA

Angespannte Sicherheitslage: Libyen macht Grenzen dicht

Aus Sicherheitsgründen schließt Libyen die Grenzen zu den Nachbarländern Ägypten und Tunesien. Fünf Tage lang darf niemand die Grenze passieren.

Der Süden Libyens: Grenzenlose Freiheit

Die libysche Regierung hat den Süden des Landes zur militärischen Sicherheitszone erklärt. Vertreter der Tubu betrachten dies als Missachtung ihrer Rechte.

Anschläge in Libyen: Unsichtbare Gegner

Die islamistischen Milizen sind aus Bengasi abgezogen. Trotzdem werden Soldaten, Polizisten und Aktivisten häufig Opfer von Anschlägen.

Neuer US-Außenminister: Hillary Clinton soll John Kerry heißen

Präsident Obama hat sich offenbar entschieden. John Kerry, ehemaliger Präsidentschaftskandidat, soll neuer US-Außernminister werden.

Libyen nach dem Botschaftssturm: Bürgeraufstand gegen Extremisten

Die Menschen wollen sich ihre Revolution gegen Gaddafi nicht von Salafisten zerstören lassen. Im libyschen Bengasi stürmen Demonstranten deren Kasernen.

Mehrere Tote bei Ausschreitungen: Libyen will Milizen verbieten

Die libyschen Behörden wollen Brigaden und bewaffnete Gruppen verbieten lassen. Am Samstag starben mindestens elf Menschen bei Ausschreitungen zwischen Bürgern und Milizen.