taz.de -- Nach Vergewaltigung in Indien: Silvesterfeiern abgesagt

Das Militär, viele Hotels und Bars haben ihre Feiern zum Jahreswechsel abgesagt. Grund ist die die brutale Vergewaltigung einer Studentin, die am Samstag verstarb.
Bild: Die Wut in Indien ist groß.

NEU DELHI afp | Angesichts des Schocks über den Tod einer brutal vergewaltigten Studentin sind in Indien zahlreiche Silvesterfeiern abgesagt worden. „Die indische Armee, Luftwaffe und Marine haben entschieden, alle geplanten Partys zum neuen Jahr abzusagen“, sagte ein ranghoher Beamter des indischen Verteidigungsministeriums am Montag.

„Sie wollen den letzten Tag des Jahres dem Opfer der Gruppenvergewaltigung widmen.“ Der Beamte betonte, die Absage der Feierlichkeiten sei „freiwillig“ geschehen und nicht vom Ministerium angeordnet.

Auch Hotels und Bars fuhren ihr Silvesterprogramm wegen des Verbrechens an der 23-jährigen Studentin zurück. Das Fünf-Sterne-Hotel Ashoka in der Hauptstadt Neu Delhi schloss seinen Nachtclub, auch im privaten Club Gymkhana sowie im Presseclub Neu Delhis wurden die Feierlichkeiten abgesagt.

„Unsere Gedanken sind bei der Familie der Frau, die so tapfer um ihr Leben kämpfte. Das Mindeste, das wir tun können, ist, unseren Respekt zu zeigen und die Botschaft zu senden, dass wir ihre Trauer teilen“, sagte der 34-jährige Ashish Gupta, der sich an den jüngsten Protesten gegen Gewalt gegen Frauen beteiligt hatte.

Die Studentin war am 16. Dezember in einem Bus in Neu Delhi von sechs Männern brutal vergewaltigt und misshandelt worden. Auch ihr Freund wurde schwer verletzt. Am Samstag erlag die junge Frau in einem Krankenhaus in Singapur ihren Verletzungen, am Sonntag wurde sie in Neu Delhi eingeäschert. Die Täter sind wegen Mordes angeklagt. Der Vorfall löste in Indien eine Diskussion über sexuelle Gewalt gegen Frauen aus und führte zu heftigen Protesten.

31 Dec 2012

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