taz.de -- Kommentar: Kirche wird Moschee: Neue Normalität

Entscheidend ist, dass sich so eine Übernahme in einem Geist der Toleranz und unter Verzicht auf triumphale Gesten vollzieht.
Bild: Beten in der Tiefgaragen-Einfahrt: Besucher der jetzigen Al-Nour-Moschee in St. Georg.

Die Kapernaum-Kirche in Horn mit ihrem geometrischen Fassadenmuster könnte fast für eine Moschee durchgehen. Jetzt soll sie in eine solche umgewandelt werden. Es wäre ein Lichtblick, wenn sich diese Umwidmung ohne Aufregung vollziehen könnte.

Bisher gibt es nur wenige Präzedenzfälle für die Umwidmung einer Kirche in eine Moschee. Die katholische Kirche verkauft grundsätzliche keine Kirchen an islamische Organisationen; die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) hat eine entsprechende Empfehlung an ihre Mitgliedsgemeinden ausgesprochen. Kein Problem hat die EKD mit der Umwandlung von Kirchen in Synagogen.

Das mag dem schlechten Gewissen geschuldet sein oder dem gemeinsamen jüdisch-christlichen Erbe. Warum es für den Islam nicht gelten sollte, der aus dem gleichen Erbe schöpft, ist nicht ersichtlich. Die Vorstellung, dabei Territorium aufzugeben, sollte für die evangelische Kirche nicht im Vordergrund stehen.

Das Gleiche gilt allerdings auch für die muslimische Seite. Entscheidend ist, dass sich so eine Übernahme in einem Geist der Toleranz und unter Verzicht auf triumphale Gesten vollzieht. Dann bricht sich vielleicht im Zusammenleben der Religionen Bahn, wofür der Name der Moscheegemeinde steht: al nour – das Licht.

4 Feb 2013

AUTOREN

Gernot Knödler

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Hamburg

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