taz.de -- TV-Serie über Kunstfehler der Ärzte: Der Erfolg des Dr. Sanjay

Dr. Sanjay Gupta ist Arzt, Journalist, Autor und war 2003 „Sexiest Man“. Nun hat er die TV-Serie „Monday Mornings“ mitproduziert.
Bild: Dr. Sanjay Gupta (r.) gibt am Set von "Monday Mornings" Tipps

Wäre dieser Mann eine moderne Serienfigur, würde sie wohl als unglaubwürdig verschmäht. Dr. Sanjay Gupta ist praktizierender Neurochirurg, medizinischer Berater für CNN mit einer eigenen Fernsehshow und wurde bereits zweimal mit dem höchsten Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet.

In den 1990ern beriet er die First Lady Hillary Clinton in Medizin- und Gesundheitsfragen, als Embedded Journalist im Irak führte er 2003 spontan lebensrettende Operationen durch. Es sei halt gerade kein anderer da gewesen, kommentiert er lapidar.

Sanjay Gupta ist immer dort, wo es gerade kracht: Am 11. September 2001 berichtete er aus New York, bei der Tsunami- und Kernreaktorkatastrophe war er in Japan, bei der Erdbebenkatastrophe in Haiti, und als Pakistan überschwemmt wurde, war er ebenfalls vor Ort. Er engagiert sich für gesunde Ernährung und Fitness im Land, setzt sich für die Gesundheitsvorsorge ein und er blieb sogar ruhig, als ihn Filmemacher Michael Moore öffentlich beschimpfte, weil Gupta ihm faktische Fehler in dessen Film „Sicko“ nachgewiesen hatte. Nebenbei kürte ihn das People Magazine zum „Sexiest Man“ des Jahres 2003.

„Education“ (Bildung, Aufklärung) ist das Motto des Mannes aus Michigan, dessen Mutter als erste weibliche Ingenieurin im Ford-Werk von Detroit angestellt war. Zuvor war die Familie aus Indien in die Vereinigten Staaten emigriert, wo Gupta an der berüchtigten 8 Mile Road aufwuchs, die damalige Grenzlinie zwischen den reichen weißen Vororten und dem armen, afroamerikanisch geprägten Stadtkern. Guptas Name stand auch auf Barack Obamas Vorschlagsliste als „Direktor des öffentlichen Gesundheitsdienstes“. Allerdings zog Gupta zurück. Man kann davon ausgehen, dass er auch so genug zu tun hat.

Seine Bücher? Natürlich Bestseller

Zum Beispiel Bücher schreiben, die anschließend selbstverständlich auf der Bestsellerliste der New York Times landen. Zuletzt veröffentlichte Gupta einen Roman mit dem Titel „Monday Mornings“. Das Buch war noch nicht einmal draußen, da arbeitete Serienmacher David E. Kelley („Ally McBeal“, „Boston Legal“) bereits an einer Fernsehadaption.

Nun ist Gupta auch Executive Producer einer TV-Serie des Senders TNT (in Deutschland nur als Pay-TV empfangbar). Gerade einmal elf Monate nachdem sein Roman erschienen ist, läuft die zehnteilige erste Staffel bereits im Fernsehen. Das zeigt, wie schnell und effektiv im Serienland USA gearbeitet wird – und wie fieberhaft nach erfolgversprechenden Stoffen gesucht wird, um den wuchernden Markt zu bedienen.

Kelley steht unter Druck, denn sein Ruhm als Serienmastermind hat nachgelassen, seine letzten Anwaltsserien wirkten im Vergleich zu zeitgemäßen Formaten wie „Breaking Bad“, „Homeland“ oder „Mad Men“ angestaubt und wenig innovativ. Kein Wunder also, dass er nun mit dem Erfolgversprecher Gupta an seiner Seite zurückkehrt.

Konferenzen wie Gerichtsverhandlungen

„Monday Mornings“ stellt die „Morbidity And Mortality“-Konferenzen im Krankenhaus in den Mittelpunkt: wöchentliche interne Zusammentreffen, in denen die Ärzte gegenseitig ihre Arbeit bewerten und die Fehler der anderen analysieren.

Hier wird auch ein Sunnyboy wie Dr. Tyler Wilson (Jamie Bamber) sehr kleinlaut, wenn ihm Chefarzt Dr. Hooten (Alfred Molina) knallhart nachweist, wie der kleine Junge, der ihm nach unstillbaren Gehirnblutungen unter dem Skalpell weggestorben ist, womöglich gerettet hätte werden können. „Es kommt auf jede Kleinigkeit an. Einen Laborwert nicht überprüfen oder nicht richtig auf ein Röntgenbild schauen.

In der Medizin sind das entscheidende Dinge“, erklärte Gupta der taz und entgegnete möglicher Kritik, dass dieses Thema sehr düster sei: „Wenn man eine authentische Krankenhausserie sehen will, dann ist es eben genau so. Aber es geht nicht immer um Leben und Tod. Manchmal kann es witziger sein, als man erwarten würde. Es geht darum, sich ständig selbst zu evaluieren, es ist reflektierend und in dieser Hinsicht nicht unbedingt immer düster.“

Tatsächlich ist es genau dieser Aspekt, der „Monday Mornings“ interessant macht. Der Jurist Kelley lässt die wöchentlichen Konferenzen im Stile einer Gerichtsverhandlung inszenieren. Serienneuling und Aufklärer Dr. Gupta legt vor allem Wert auf den Realismus und auf die Botschaft: „Sie nennen es immer noch ausüben, weil es kein perfektes Metier ist. Deswegen kann man sich nicht verbessern, wenn man sich und die Arbeit der anderen nicht ständig analysiert.“

„Monday Mornings“ immer donnerstags, 20.15 Uhr auf TNT Serie

14 Feb 2013

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Mayer

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