taz.de -- Die Wahrheit: Motti to go

Keine Party mehr unter mindestens zwei Motti, die gegen Mitternacht wechseln und die den Gästen an Logistik und Chuzpe einiges abverlangen.
Bild: Die Funkenmariechen sind los: beim traditioneller Karnevalsumzug in Osnabrück.

Als wahre Mottopartyenthusiastin bin ich längst über das Anfängerlevel der Veranstaltungsplanung hinaus, bei dem nur ein einziges Motto über dem gesamten Abend schwebt, und sei es auch noch so gut. Ich erinnere gern an das hier bereits erwähnte und auch schon mal beherzigte Partymotto „Karneval in Osnabrück“. Längst schmeiße ich keine Party mehr unter mindestens zwei Motti, die meist gegen Mitternacht wechseln. Am besten bewährt haben sich zwei thematisch unterschiedliche, die den Gästen in Logistik und Chuzpe einiges abverlangen.

Beispielsweise plane ich gerade für die Frühlingsparty „Im Nudistencamp/Zorro“, bei der sich um null Uhr alle rasend schnell mit schwarzen Hosen, Hemden, Umhängen, Hüten und Masken ausstatten müssen, wenn es gerade so richtig gemütlich wird mit den Cocktailgürkchen und -würstchen. Auch „Flucht von Alcatraz/Abi 88“ könnte hübsch werden, genauso wie „Winnetou/Ökosupermarkt“, wobei ich mir zu letzterer Party noch ein paar Gedanken machen muss durch den aktuellen Pferdefleischskandal, sonst gibt es noch Probleme wegen Iltschi und Hatatitla.

„Beim Lieblingsitaliener/Demented are go“ stellt mich ebenfalls vor eine große Herausforderung, aber eine, die ich bereit bin anzunehmen: Vor Mitternacht begrüße ich jeden Gast mit einem falschen Lächeln und ein paar Umarmungen, winke ihn wild gestikulierend in die Ecke, in der er sitzen soll, schenke ihm Fusel aus teuren Grappaflaschen ein und hocke mich ab und an dazu, als ob ich Zeit hätte und nicht in der Küche meine Töchter verhauen müsste.

Wenn der Abend dann ordentlich vorangeschritten ist, reiße ich die Adriano-Celentano-Platte vom Spieler und zerbreche sie überm Knie, schiebe stattdessen eine CD dieser unvergesslichen Psychobillyband meiner Jugend in die Anlage, drehe die Bässe auf, spritze alle Gäste sinister lachend mit Kunstblut voll und zwirbel aus meinen Haaren schnell ein knallhartes Flattop.

Hahahahaaaaaa!!!!!! Skitzoid Brain!!! Das haben die Lieblingsitalienerfans nicht anders verdient! Schließlich sollte schon lange einmal mit der Mär aufgeräumt werden, italienische Gastwirte freuten sich tatsächlich, wenn mal wieder ein stocksteifes Krautpaar über 40 hereinkommt, mit schief gelegtem Kopf und geöffneten Armen „Angelo!!!“ schreit und hernach eine besonders herzliche Behandlung erwartet. Ich wette, die italienischen Köche pinkeln regelmäßig in die Arrabiata.

Höchstwahrscheinlich gibt es sogar irgendwo im Netz Lästerforen, auf denen sich italienische Restaurantbesitzer – neben dem gewohnten Lustige-Politiker-Bashing – über die leutseligen Kartoffelfresser im hiesigen Exil austauschen, natürlich in ihrem eigenen Idiom, das hierzulande kaum einer lernt, weil alle meinen, sie können es schon vom Call-a-Pizza.

Ganz im Gegensatz zu Spanisch übrigens: Das beherrscht anscheinend wirklich jeder Haderlump, und ich werde es jetzt auch endlich lernen, bis zum nächsten Jahr, ay ay Caramba, Testosteron! Eigentlich ist es ja eh Vulgärlatein mit Lispeln.

1 Mar 2013

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Jenni Zylka
Jenni Zylka

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