taz.de -- Postwachstum auf dem taz.lab: Wissen trifft Handeln
Ein verführerisches Panel: Heini Staudinger, Preisträger „Mut zur Nachhaltigkeit“, und Niko Paech im taz.lab-Auditorium – weil's einfach gut ist.
Im Herbst 2011 lernte ich Heini Staudinger kennen. Er hatte ein paar tazlerInnen nach Schrems eingeladen, um dort mit anderen Experten über Genossenschaften als Wirtschaftsmodell, aber ebenso über die Zukunft seiner Schuh- und Möbelwerkstätten zu diskutieren.
Mit der Bahn ging es über Prag und abseitige Nebenstrecken ins Waldviertel hinter der tschechisch-österreichischen Grenze. Dort, zwei Stunden vor Wien, erlebten wir ein Wochenende mit bleibenden Eindrücken. Denn wir trafen auf Menschen, die eine feste Vorstellung davon haben, wie man Arbeit und Leben auch in Zeiten der Globalisierung anders, das heißt gut gestalten kann.
Die Geschichte der Waldviertler Werkstätten ist heute nicht nur bei den Interessierten des alternativen Wirtschaftens bekannt, sondern auch bei vielen ihrer Kunden. Die Waldviertler sind in mehr als 30 Läden unter dem Namen GEA in Österreich, Schweiz und Deutschland vertreten.
Ein Geheimnis des Erfolges: die „Verwertungskette“ - von der Produktion im Waldviertel bis zum Verkauf in den Metropolen - in den eigenen Händen zu halten und sich bei allen Schritten bewusst zu sein, dass man es mit etwas Besonderem zu tun hat.
Heini handelt und wird mit dem Wissen-Preis geehrt
Kürzlich hat Heini Staudinger in Hamburg in der Kategorie „Handeln“ den Preis „Mut zur Nachhaltigkeit“ bekommen, eine Initiative von Klaus Wiegandt, Ex-Vorstandsprecher der Metro AG, und dem Zeit-Magazin Wissen. Klare Sache: Wenn's ums Handeln geht, ist Staudinger kaum zu übertreffen. Mit der österreichischen Finanzmarktaufsicht liegt er just im Clinch; die stört sich an den Finanzierungsmodellen der Solaranlagen auf den Dächern seiner Werkstätten. Es handele sich um eine Art von Geschäft, die alleine Banken vorbehalten sei. Staudinger liebt es, andere Wege zu gehen - er wird nicht klein beigeben.
So wurde auch die Preisverleihung im einstigen Unilever-Haus hoch über Hamburg zu einer kleinen Performance mit Rollen- und Jackentausch: Laudator August Oetker präsentierte sich im etwas zu knappen roten Jeansjäckchen und Staudinger im Nadelstreifenanzug - sehr zur Freude des Publikums.
Einer kann froh sein, für den Preis in der Kategorie „Wissen“ zwar nominiert, aber nicht prämiert worden zu sein: Niko Paech, dessen Terminkalender schon so prall ist, weil seine Thesen zur ökologischen Ökonomie überall starke Resonanz finden.
Umso mehr freuen wir uns, dass der Postwachstumsökonom der Uni Oldenburg Zeit findet, zu unserem Kongress nach Berlin zu kommen.
5 Mar 2013
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Kellner, Clubbesitzer, „Business-Hippie“ – ein Schweizer ist auf Sendungstour im Kiez an seiner Spree. Juval Dieziger vom „Holzmarkt“ stellt sein Projekt vor.
Kaum eine Stadt besitzt so viele Freiflächen wie Berlin. Und nirgends ist das Bürgerinteresse an der eigenbestimmten, nachhaltigen Nutzung der Orte so groß.
Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt ist ein Muss. Fehlende Förderangebote von Arbeitsagenturen erschweren ExistenzgründerInnen die Aussicht auf Arbeit.
Das Leben schreibt seine Geschichten nicht von selbst. Man muss „die ganze Scheiße alleine machen“, weiß Lea Streisand, Autorin der Lesebühne „Rakete 2000“.
Mit Spaß und Fantasie erfinden Jugendliche neue Prototypen der menschlichen Physis: ein Kreativ-Workshop von „Le Monde diplomatique“.
Teilen und Tauschen liegen im Trend. Warum eigentlich? Weil der Kopf frei geworden ist, sagt Nachhaltigkeitsforscher Harald Heinrichs.
Wie wehren sich Griechen und Spanier gegen den Sozialstaat-Abbau? Wo ist die deutsche Solidarität? Lernen Sie HeldInnen aus der EU kennen!
Der taz-Chefreporter und Experte für Schwabentum fragt sich in seinem neuen Buch, was er falsch macht, obwohl er seinen Nachwuchs „zeitgemäß modern“ erzieht.
Wieso „Dr. House“ nicht nur Held einer legendären TV-Serie ist und warum Sarah Khan mit ihm noch ein bisschen erwachsener wurde.