taz.de -- Eskalation beim Schweinske-Cup: Erzwungene Einigkeit

Die Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Schweinske-Cup-Randale 2012 legt Abschlussbericht vor – und lässt die Schuldfrage für die Eskalation der Gewalt einfach aus.
Bild: Schuld soll niemand haben: Beim Schweinske Cup 2012 eskalierte die Gewalt.

Die Bewertung ist abgeschlossen, doch die Schuldfrage bleibt ungeklärt. Am Mittwoch präsentierte die von der Innenbehörde eingesetzte „Arbeitsgruppe Aufarbeitung Schweinske-Cup“ ihren Abschlussbericht über die Ereignisse am 6. Januar 2012 in der Alsterdorfer Sporthalle. An diesem Tag war es bei dem traditionellen Hamburger Hallenfußball-Turnier zunächst zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen HSV-Hooligans und Anhängern des VfB Lübeck auf der einen und Fans des FC St. Pauli auf der anderen Seite gekommen.

Die Scharmützel gingen aber schon bald in schwere Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei über. Die Polizei setzte Pfefferspray und Hunde ein und rund 50 Personen – darunter 14 Polizeibeamte – wurden verletzt. Hinterher wiesen sich alle Beteiligten gegenseitig die Schuld zu.

Diese Schuldzuweisungen wurden in der Arbeitsgruppe, an der Vertreter des HSV und des FC St. Pauli sowie Delegierte der Polizei und der Innenbehörde teilnahmen, nicht fortgesetzt. „Alle Beteiligten stehen hinter jedem Punkt und jedem Komma des Abschlussberichts“, sagt Thomas Beyer, Leiter des bei der Innenbehörde angesiedelten Sportamts.

Um diese Einigkeit zu erreichen, mussten die zwischen den Parteien strittigen Beurteilungen außen vor bleiben. Die Konsequenz: Das 19-seitige Papier besticht mit weichgespülten Formulierungen. Die Frage, wer die Schuld an der Eskalation trägt, wird weder gestellt noch beantwortet. Am meisten Schelte bekommt noch der Veranstalter ab, der nicht in der Arbeitsgruppe saß.

Ihm wurden fehlende Sichtblenden im Sanitärbereich, wo sich die Stimmung zwischen den Fangruppen zuerst aufheizte, fehlende Sperrgitter und fehlende Ordner angekreidet. Und es werden Vorschläge gemacht, wie alle Beteiligten künftig besser zusammenarbeiten können. Feindbilder sollen abgebaut werden, man solle mehr miteinander reden und das bitte auf Augenhöhe. Auch hier bleibt der Bericht also recht allgemein.

Im vergangenen Mai hatte der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes im Auftrag des Ständigen Fan-Ausschusses des FC St. Pauli seine Auswertung der Zeugenaussagen und vorhandenen Unterlagen über die Ereignisse präsentiert. Dabei hatte der Wissenschaftler schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben: Sie habe die Lage „falsch eingeschätzt“ und sei „weder koordiniert noch angemessen oder gar taktisch klug“, dafür aber „teilweise rechtswidrig“ vorgegangen.

Innensenator Michael Neumann (SPD) hatte nach den Ausschreitungen zwar schnell die Fans des FC. St. Pauli für die Eskalation hauptverantwortlich gemacht, gleichzeitig aber erklärt, auch mögliche Übergriffe der Polizei würden konsequent aufgearbeitet werden. Die Frage, wo diese Aufarbeitung stattfinden wird oder ob sie mit dem Weichspül-Papier weggewaschen werden soll, wollte Neumanns rechte Hand, Sportstaatsrat Karl Schwinke, am Mittwoch nicht beantworten.

3 Apr 2013

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Marco Carini

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Deutscher Fußballbund (DFB)

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