taz.de -- Presseschau zum Bayern-Halbfinalsieg: „Barca – kaputt“

Ein Abend, der den Fußballkosmos verändern könnte. Der Sieg des FC Bayern München wurde international fast einstimmig bewertet – außer in Italien.
Bild: Zum Trikotkauen: Lionel Messi nach der Niederlage gegen die Bayern.

Am Dienstagabend hatte man fast Mitleid mit dem Starensemble des FC Barcelona, so wurde das Team phasenweise von den Münchnern vorgeführt – allerdings teilweise mit umstrittenen Mitteln. Mit dem souveränen 4:0 Heimerfolg im Halbfinale der Champions League gegen die Katalanen schuf der bereits feststehende deutsche Meister und DFB-Pokalfinalist optimale Voraussetzungen für den Finaleinzug am kommenden Mittwoch.

Die Leistung der beiden Teams wird in den internationalen Medien fast einhellig bewertet. Die spanischen Zeitungen sind nach Barcas Debakel allerdings besonders konsterniert: Für Sport ist es schlicht „die traurigste Nacht“, auf der Website von Marca wird von „einem Debakel, das das 'Dream Team' begrub“, gesprochen. Die gedruckte Version schreibt sogar von einer „geschichtsträchtigen Tracht Prügel“. AS, eine weitere spanische Sportzeitung, besiegelt bereits das Ende von Barcas Zeit.

El País, die größte Tageszeitung Spaniens, zieht derweil Parallelen zum Champions-League-Finale von 1994: „Näher an Athen als an Wembley“. Damals verlor Barcelona mit demselben Ergebnis gegen den AC Mailand. „Alptraum“ titelt Mundo Deportivo, die in katalanischen Hauptstadt herausgegeben wird auch El Mundo bezeichnet das Ergebnis mit einem Wort: der Abend wäre ein „Waterloo“ für Barcelona gewesen.

Ähnlich einsilbig bleibt die Istanbuler Fanatik, die auflagenstärkste Sportzeitung der Türkei. Allerdings in diesem Fall für das Münchner Team, das sie die „Unaufhaltsamen“ nennt. Die französische L'Equipe reiht sich in die Reihe der Lobpreisungen ein, spielten die Bayern einfach nur „hochherrschaftlich“. Abzusehen war auch, dass die Bild-Zeitung in einem kollektiven Siegesrausch die „MEGA-BAYERN!“ bereits im Finale sieht. Zumindest „reif“ dafür befand die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Münchner nach ihrer „Fußball-Gala in turbulenten Zeiten“.

Sogar der Kicker, sonst eher für sachliche Berichterstattung bekannt, überschlug sich, der Abend wäre „historisch“ gewesen, da die „Bayern den FC Barcelona zerlegten“. Bei der Süddeutschen Zeitung „überrollt Bayern die Weltfußballer“. Oder mit den Worten der russischen Sport-Ekspress ausgedrückt: „Barca – kaputt“

Die englischen Blätter zogen wie so oft Wortspiele zu Rate, um den Abend beschreiben zu können. The Sun titelte: „Bayern make a Messi of Barca“ (frei übersetzt mit: „Bayern richtete mit Barca eine Schweinerei an“), The Guardian befand, dass die Bayern die Katalanen „ausgemuskelt, ausgespielt und ausgetrickst“ hätten.

Philosophisch wird es dagegen bei Zeit Online: „Müller statt Messi“, heißt es dort noch in der Überschrift ehe man sich zwei Absätze später an der Schönheit des Namens erfreut. Müller sei „so ein schöner, alter deutscher Name, so ein schöner, alter deutscher Fußballname! Wenn dieser Sieg der Bayern gegen Barcelona einen Namenspatron bräuchte, würde er sich alleine deswegen anbieten.“

Andere Prioritäten gab es in Italien. Wie die Tuttosport machte die älteste Sportzeitung der Welt, La Gezzetta dello Sport, mit Spekulationen über einen bevorstehenden Wechsel Zlatan Ibrahimovićs zu Juventus Turin auf. Immerhin reicht der Bayern-Sieg noch für eine Randnotiz auf der Titelseite: „Il Bayern über alles“.

24 Apr 2013

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