taz.de -- Beginn des Kirchentags 2013: Jede Menge Zündstoff zur Debatte
Zentrale Themen des Kirchentags sind der interkulturelle Dialog, Inklusion und verantwortungsvolles Wirtschaften. Gestritten werden soll auch – aber nur sachlich.
HAMBURG taz | 200 Tage müsste sich ein Kirchentagsbesucher Zeit nehmen, um [1][alle Programmpunkte] des 34. Evangelischen Kirchentages in Hamburg abzuklappern. Mehr als 116.000 Menschen haben sich als Besucher, Mitwirkende und Helfer angemeldet. An fünf Tagen gibt es über 2.500 Veranstaltungen – darunter Konzerte, Gottesdienste, Podiumsdiskussionen und Bibelarbeiten.
Schwerpunkte sind der interkulturelle Dialog, Inklusion und verantwortungsvolles Wirtschaften. Passend zum 1. Mai gibt es zusammen mit den Gewerkschaften Veranstaltungen zum Arbeitsrecht in der Kirche. Themen wie soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz stehen im Mittelpunkt – was sonst?
Etwa 5.500 ehrenamtliche Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf. 58,6 Prozent der Dauerteilnehmer sind Frauen. Fast 40 Prozent der Dauerteilnehmer sind jünger als 30 Jahre. Rund 3.200 Chorsänger und 4.800 Bläser sind am Kirchentag beteiligt.
Auch ist der Kirchentag eine der wenigen Großveranstaltungen, die klimagerechte Standards setzt: Im Gläsernen Restaurant gibt es „ökofaires“ Essen und einen Fahrradverleih mit mehreren innerstädtischen Standorten.
Wahlkampf auf dem Kirchentag
Der kommende Bundestagswahlkampf ist auch auf dem Kirchentag präsent: unter anderen Grünen-Chefin Claudia Roth, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesumweltminister Peter Altmaier haben zugesagt. „Politischer als beim Kirchentag könnten Diskussionen kaum sein“, sagt Kirchentagspräsident Prof. Dr. Gerhard Robbers.
Er betonte, dass die Gesellschaft vor allem einen konsensfähigen Dialog bräuchte. Doch ist das, was in den 80er Jahren eine Protest veranstaltung war, heute ein protestantisches „Wir haben uns alle lieb“-Treffen? Wo bleibt da der große Krach? Robbers meint, dass der Kirchentag sehr wohl genügend Zündstoff bietet – allerdings auf sachlicher Ebene, im Dialog miteinander. (taz)
1 May 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Kirche beansprucht für sich als Arbeitgeber eine Sonderrolle. Streiks gelten als systemfremd, der Lohn soll friedlich ausgehandelt werden.
Margot Käßmann ist seit einigen Kirchentagen ein Promi mit Glamourappeal. Sie macht dem Publikum Beine und weiß, dass Frauen nerven müssen.
Der Kirchentag in Hamburg befriedet am 1. Mai die ganze Stadt. Während die Bayern Barcelona schlagen, brennt ein einsames Lagefeuer hinter der Roten Flora.
Die taz-Redaktion ist auf dem Kirchentag in Hamburg angekommen und hat sich umgeschaut. Hier sind unsere Veranstaltungstipps für den Donnerstag.
Der Evangelischer Kirchentag wurde an der Elbe in protestantischer Kühle eröffnet. Dabei fehlt der interreligiöse Dialog.
Demenzkranke haben kaum Zugang zu Spiritualität. Mittlerweile entwickeln beide Kirchen Konzepte um die Betroffenen aus ihrer Isolation zu befreien.
Die Krone des Lebens ist eine Freiheit zur Treue, die man einander schenkt. Gerade weil das Treusein zu den fragilsten Tugenden der Moderne zählt.
Fünf Tage Programm, unzählige Veranstaltungen: Es ist schwer, da den Überblick zu behalten. Hier sind vier Vorschläge der taz-Redaktion.
Für viele Hamburger ist der Kirchentag nichts Neues. Bereits zweimal fand die religiöse Laienversammlung an den historischen Wallanlagen statt.
Kirchentage haben oft ein freundliches Antlitz. Dennoch sind sie Impulsgeber für eine andere Politik. Die taz ist für Sie in Hamburg dabei – fast rund um die Uhr.