taz.de -- Überwachungsskandal in den USA: Auch Kanada hat ausgespäht

Der kanadische Geheimdienst hat ebenfalls weltweit Telekommunikationsdaten gesammelt. Das gab der Verteidigungsminister unumwunden zu.
Bild: Was die wissen, weiß auch Kanada: Rechenzentrum von Google

MONTREAL dpa | Vor dem Hintergrund des Datensammel-Skandals in den USA hat Kanadas Verteidigungsminister Peter MacKay die Existenz eines eigenen globalen Abhör- und Ausspähprogramms bestätigt. Er habe den kanadischen Geheimdienst CSE autorisiert, die Telekommunikation weltweit auszuspähen und digitale Spuren von Telefon- und Internetverbindungen zu sammeln, sagte er am Montag im Parlament.

„Die CSE befasst sich nicht mit der Kommunikation von Kanadiern. Dies ist Auslandsspionage. Das ist etwas, was seit Jahren passiert ist“, sagte MacKay. Fragen, ob der kanadische Dienst Gebrauch von den vom US-Geheimdienst NSA in Kanada gesammelten Daten mache, wich er aus.

Einem Bericht der Zeitung Globe and Mail zufolge wurde das Ausspähprogramm 2005 unter der Regierung von Premierminister Paul Martin ins Leben gerufen, 2008 aber wieder eingestellt, nachdem ein CSE-Kontrollgremium die Verwendung der Daten moniert hatte. MacKay habe das Programm dann 2011 per Erlass wieder aktiviert.

Dem Zeitungsbericht zufolge geht es dabei um das Sammeln und die Auswertung unter anderem von IP-Adressen und Telefonnummern sowie die Dauer und Häufigkeit von Telefonverbindungen.

11 Jun 2013

TAGS

USA
NSA
Geheimdienst
Schwerpunkt Überwachung
Kanada
Kanada
USA
USA
Internet
NSA
Telefondaten
NSA

ARTIKEL ZUM THEMA

Anschlag vereitelt in Kanada: Schnellkochtöpfe als Bomben

Die kanadische Polizei vereitelt einen Bombenanschlag. Das Ziel waren die Feierlichkeiten zum Kanada-Tag vor dem Parlamentsgebäude in Victoria.

Netzspionage durch die USA: Doch nicht besser als die Chinesen

Regelmäßig werfen die USA China Netzspionage vor. Nach dem Überwachungsskandal wird nun eine NSA-Einheit bekannt, die sich jahrelang in chinesische Netze hackte.

Kommentar US-Überwachungsskandal: Briefe schreiben!

Drei Konsequenzen sollten unbedingt aus dem Datenschutzskandal beim US-Geheimdienst NSA gezogen werden: Aufklärung, Fremdschutz und Selbstschutz.

Netzüberwachung durch die NSA: Die Bundesregierung weiß von nichts

Die Debatte über eine weitreichende Netz-Überwachung in den USA erreicht nun auch die Bundesregierung. Doch die gibt sich bisher ahnungslos.

taz-Leserinnen zu Whistleblowern: Mehr davon

Ein Blick in die Kommentare zu Berichten über den NSA-Skandal zeigt relative Einigkeit: Edward Snowden ist ein Vorbild, dem viele folgen sollten.

Netzüberwachung durch Staaten: Vier Schritte zum Ausbruch

E-Mails und Dateien können heutzutage sehr einfach und sehr gut verschlüsselt und anonymisiert werden. Hier sind vier Grundsätze für mehr Privatsphäre.

NSA-Whistleblower Edward Snowden: Neue Männer

Edward Snowden ist der zweite Whistleblower, der Geheimnisse der US-Regierung verrät. Er scheint genau analysiert zu haben, was bei Bradley Manning schief ging.