taz.de -- Auslieferung von Colonia-Dignidad-Arzt: Chiles zweiter Antrag
Der deutsche Ex-Sektenarzt Hopp wurde in Chile wegen Kindesmissbrauchs verurteilt. Dann floh er in seine Heimat. Deutschland lehnte damals eine Auslieferung ab.
SANTIAGO DE CHILE afp | Chiles Oberster Gerichtshof hat einen erneuten Antrag auf Auslieferung eines ehemaligen deutschen Sektenmitglieds von Colonia Dignidad gebilligt. Die Richter stimmten einstimmig dem Antrag zu, die Auslieferung des Deutschen Hartmut Hopp aus seinem Heimatland erneut zu fordern. Der frühere Krankenhaus-Leiter war in Chile wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, im Mai 2011 floh er nach Deutschland. Zuletzt wurde er in Krefeld ausgemacht.
Chile hatte bereits im Oktober 2011 Hopps Auslieferung verlangt, Deutschland lehnte dies jedoch ab. Anfang Juli hatte die Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofs in Santiago de Chile mitgeteilt, da zwischen beiden Ländern kein Auslieferungsabkommen bestehe, werde die Auslieferung auf Grundlage des internationalen Rechts beantragt.
Im Falle eines erneuten Scheiterns solle beantragt werden, dass Deutschland die gegen Hopp verhängte Strafe vollstrecke. Hopp galt als rechte Hand von Ex-Sektenchef Paul Schäfer, der zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde und 2010 im Alter von 88 Jahren im Gefängnis starb.
Handlanger von Pinochet
Nach [1][Aussagen von Zeugen] wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-90) politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Deutschen-Kolonie im Süden des Landes verschleppt und dort zu Tode gefoltert.
Auf dem über 13.000 Hektar großen Gelände der „Colonia Dignidad“, die sich später „Villa Bavaria“ nannte, lebten zeitweise hunderte deutsche Auswanderer und ihre Familienangehörigen.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland geflohene frühere Wehrmachtsgefreite Schäfer hatte die Kolonie Anfang der 1960er Jahre in einer Bergregion in Südchile mit 300 Getreuen gegründet.
26 Jul 2013
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