taz.de -- Tierschutz in Indonesien: Äffchen-Verbot in Jakarta

In Indonesiens Hauptstadt sind dressierte Affen nun illegal. Die Tiere werden von den Behörden konfisziert. Viele Menschen verlieren dadurch ihre Existenzgrundlage.
Bild: Ein Äffchen auf Stelzen in der indonesischen Stadt Solo auf Java.

JAKARTA ap | Tierschützer fordern es schon lange, nun scheinen auch die Behörden ernst zu machen: Die kostümierten tanzenden Affen sollen aus den Straßen der indonesischen Hauptstadt Jakarta verschwinden.

Seit vergangene Woche damit begonnen wurde, die Anordnung in die Tat umzusetzen, wurden schon rund zwei Dutzend Tiere gerettet, wie Femke den Haas vom Tierhilfenetzwerk Jakarta Animal Aid Network (JAAN) mitteilt. Ihrer Schätzung zufolge werden derzeit noch etwa 350 Affen, überwiegend Langschwanz-Makaken, zur Belustigung von Passanten missbraucht.

Doch die Straßenshows, bekannt unter dem Namen „topeng monyet“ („maskierter Affe“), sind bald Geschichte, wenn es nach dem Willen des Gouverneurs von Jakarta, Joko Widodo, geht. Er möchte im nächsten Jahr keine dressierten Äffchen mehr in der Stadt sehen. Das Verbot solcher Auftritte diene nicht nur der öffentlichen Ordnung und dem Tierschutz, sagt er. Es gehe auch darum, die Übertragung von Krankheiten durch die Tiere zu verhindern.

Als die Tierschutzorganisation JAAN mit Unterstützung der Stadtverwaltung vor zwei Jahren 40 Makaken rettete, waren viele der Tiere krank: Sie litten unter anderem an Tuberkulose und Hepatitis. Daher kommen die beschlagnahmten Äffchen erst mal in Quarantäne. Ein spezielles Gehege im Zoo von Jakarta soll künftig ihre Heimat sein.

Die Tiere haben einen langen Leidensweg hinter sich. Die meisten von ihnen werden für ihre Auftritte in einem Armenviertel im Osten von Jakarta gedrillt, das die Einheimischen „Affendorf“ nennen. Tierschützer berichten von Quälereien, mit denen die Dompteure die Affen gefügig machen. Weil sie lernen sollen, auf ihren Hinterbeinen zu stehen und zu tanzen, werden die Makaken über lange Zeiträume hinweg aufrecht angekettet. Ihre Zähne werden gezogen, damit sie niemanden beißen können.

Plastikmaske und Mini-Fahrrad

Für die Shows – oft mitten im Verkehr an den notorisch verstopften Kreuzungen der Stadt – werden die Tiere in Kleider gesteckt, tragen eine Plastikmaske mit einem Babygesicht oder einen Cowboyhut, müssen kleine Sonnenschirmchen schwenken oder auf einem Mini-Fahrrad fahren. Ein Tier, das diese Prozedur durchlaufen hat, ist nach Angaben von Tierschützern nicht mehr in der Lage, mit anderen Primaten in einem Zoo zu leben, geschweige denn in freier Wildbahn.

Für die Dompteure ist das Abrichten der Affen ein einträgliches Geschäft: Käufer sind bereit, für einen dressierten Makaken bis zu 1,5 Millionen Rupiah (knapp 100 Euro) zu bezahlen. Viele beklagen, ein Verbot der Affenshows beraube sie ihrer Lebensgrundlage. Zu ihnen gehört die 37-jährige Sarinah. Sie hat 13 Affen, die regelmäßig auf den Straßen auftreten. Sarinah verleiht sie für umgerechnet 2,20 Euro pro Tag. Sie behandle ihre Tiere gut und liebe sie wie ihre eigenen Kinder, sagt Sarinah: „Sie sind unsere Einkommenquelle, wie könnten wir grausam zu ihnen sein? Undenkbar!“

Sarinah hat bereits erfahren, dass die Behörden entschlossen sind, die Anordnung des Gouverneurs in die Tat umzusetzen. Sieben ihrer Affen wurden bei den jüngsten Razzien beschlagnahmt. Zwar hat die Stadtverwaltung angeboten, den Haltern ihre Tiere für umgerechnet 65 Euro abzukaufen. Doch Sarinah ist damit nicht zufrieden. „Natürlich bin ich enttäuscht", sagt die dreifache Mutter. "Aber ich kann ja nichts dagegen tun.“

30 Oct 2013

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