taz.de -- Videos von Pussy Riot: Nachrichtenportal muss schließen

Videos mit „vulgärer Sprache“ – das geht gar nicht, finden russische Behörden. Ein Nachrichtenportal muss wegen Videos von Pussy Riot den Betrieb einstellen.
Bild: Pussy Riot-Mitglied Nadeschda Tolokonnikowa im Juni im Gefängnis.

MOSKAU afp | Eine russische Nachrichten-Website muss wegen der Verbreitung eines Videos der oppositionellen Frauen-Punkband Pussy Riot seinen Betrieb einstellen. Mit dieser Entscheidung eines Moskauer Gerichts werde ein „Präzedenzfall“ geschaffen, sagte die Chefin des betroffenen Nachrichtenportals „Rosbalt“, Larissa Afinowa, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax.

Die staatliche Medienaufsicht Roskomnadsor hatte die Schließung gerichtlich beantragt, weil das Pussy-Riot-Video und ein weiterer Clip trotz vulgärer Sprache für Minderjährige zugänglich gewesen seien.

Afinowa kritisierte das Vorgehen und kündigte Klage vor dem Verfassungsgericht an. Rosbalt habe unflätige Ausdrücke in den von der Videoplattform YouTube bezogenen Videos gleich nach der ersten Beschwerde der Medienaufsicht unkenntlich gemacht. Afinowa sagte zudem, sie habe ihr Portal bisher nicht als oppositionelle Nachrichtenseite betrachtet.

Die Restriktionen gegen Oppositionelle und Medienschaffende haben seit Beginn der dritten Präsidentschaft von Wladimir Putin im Frühjahr 2012 zugenommen. Sowohl der Moskauer Journalistenverband als auch die Organisation Reporter ohne Grenzen werteten die Entscheidung gegen „Rosbalt“ als „gefährlichen Präzedenzfall“.

Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte dagegen, „es wäre falsch zu sagen, die Regierung übe irgendeinen Druck aus“ auf die Medien. Zwei Mitglieder von Pussy Riot sitzen derzeit in Haft, weil die Gruppe im Vorfeld der vergangenen Präsidentschaftswahlen in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein „Punkgebet“ gegen Putins Wiederwahl aufgeführt hatte.

1 Nov 2013

TAGS

Russland
Pussy Riot
Schwerpunkt Pressefreiheit
Pussy Riot
Moskau
Nadeschda Tolokonnikowa
Pussy Riot
Pussy Riot
Pussy Riot

ARTIKEL ZUM THEMA

Inhaftierte Pussy-Riot-Musikerin: Ehemann wartet auf Lebenszeichen

Pjotr Wersilow hat seit zwei Wochen keinen Kontakt zu Nadeschda Tolokonnikowa - offenbar eine Strafmaßnahme. Über ihren derzeitigen Aufenthaltsort herrscht Unklarheit.

Proteste in Russland: Die Opposition meldet sich zurück

Tausende demonstrieren in Moskau für die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die Polizei zeigt sich gelassener als bei früheren Kundgebungen.

Tolokonnikowa wieder im Hungerstreik: Pussy-Riot-Musikerin wird verlegt

Mit einem erneuten Hungerstreik hat Nadeschda Tolokonnikowa die Verlegung in ein anderes Straflager erreicht. Ihr Mann sprach von einem „Mini-Sieg“.

Inhaftierte Kreml-Kritikerin: Pussy-Riot-Sängerin isst wieder

Nadeschda Tolokonnikowa beendet ihren Hungerstreik. Aus Protest gegen die Bedingungen in der Haft hatte sie acht Tage keine Nahrung zu sich genommen.

Opposition in Russland: Pussy-Riot-Mitglied im Hungerstreik

Nadjeschda Tolokonnikowa, die seit einem Jahr in einem Straflager einsitzt, berichtet in einem Brief von unmenschlichen Haftbedingungen.

Prozess gegen Pussy-Riot-Unterstützer: Kirchenfeindliches im Kölner Dom

AktivistInnen entrollten auf dem Altar des Kölner Doms ein Transparent. Das Urteil gegen einen Pussy-Riot- Unterstützer ist milde: 30 Tagessätze à fünf Euro.