taz.de -- Fahnenträgerin zur Eröffnungsfeier: Höfl-Riesch macht's

Die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch wird das deutsche Team am Freitag anführen. Sie taugt eher zum Vorbild als Claudia Pechstein. Andrea Henkel hatte verzichtet.
Bild: So in etwa wird's am Freitag aussehen: Maria Höfl-Riesch mit Flagge.

SOTSCHI dpa | Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch wird die deutsche Olympia-Mannschaft am Freitag bei der Eröffnungsfeier der XXII. Winterspiele in Sotschi als Fahnenträgerin anführen. Die 29 Jahre alte Doppel-Olympiasiegerin wurde am Donnerstag im Deutschen Haus in Krasnaja Poljana nach ihrem ersten Abfahrtstraining präsentiert.

Nach Hilde Gerg vor zwölf Jahren in Salt Lake City ist die Partenkirchenerin die zweite Alpine, die diese Aufgabe innehat. Knapp drei Stunden vor der Verkündung hatte Höfl-Riesch noch den ersten Schussfahrt-Test bei Olympia absolviert. Die Weltmeisterin in der Super-Kombination geht in Russland mit mehreren Medaillenchancen an den Start. 2010 in Vancouver hatte Bobpilot André Lange die deutsche Fahne getragen, bei den Sommerspielen 2012 in London war Hockeyspielerin Natascha Keller auserkoren gewesen.

Die Teamleitung unter der Führung von Chef de Mission Michael Vesper und Alfons Hörmann, dem neuen Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hatten es bei der Wahl nicht leicht. Denn die Auswahlkriterien – Vorbild und erfolgreich zu sein sowie von der ganzen Mannschaft akzeptiert zu werden – erfüllten mehrere Kandidaten. Dazu zählten die zweimaligen Olympiasiegerinnen Andrea Henkel und Evi Sachenbacher-Stehle (beide Biathlon).

Henkel hatte bereits am Donnerstagmorgen erklärt, dass sie die deutsche Fahne nicht tragen werde. „Da es einen immensen Zeitaufwand für mich bedeuten würde von dem einen äußersten Punkt zu dem anderen am weitesten entfernten Punkt der olympischen Spiele zu kommen, musste ich mich im Sinne der Wettkämpfe, für die ich vier Jahre trainiert habe, von der Wahl zurück ziehen“, schrieb die 36-Jährige am Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite.

Im Gespräch war auch die 41 Jahre alte Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Mit fünf Olympiasiegen ist sie Deutschlands erfolgreichste Sportlerin bei Winterspielen. Nach dem Wirbel um ihre Sperre wegen erhöhter Blutwerte, die sie selbst auf eine ererbte Anomalie zurückführt, hätte ihre Kür wohl für viel Unruhe beim Olympia-Start gesorgt.

Vorsorglich hatte DOSB-Präsident Hörmann vor der Wahl versichert, dass es keine „Vorfestlegung“ gebe: „Wir werden in Sotschi nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Und da ist Claudia Pechstein wie jeder andere Athlet sachgerecht zu besprechen.“ Sie selbst hatte die Wahl angenommen. „Jeder würde gern die Fahne hereinbringen“, hatte Pechstein zuvor angekündigt, obwohl sie zwei Tage nach dem Einmarsch im Olympiastadion Fischt über 3000 Meter antreten muss.

So war Höfl-Riesch schon seit mehreren Tagen in Sotschi als Favoritin gehandelt worden - und hatte sich selbst nicht verrückt machen lassen. „Schau'n mer mal“, sagte sie gelassen vor der Wahl.

6 Feb 2014

TAGS

Sotschi 2014
Maria Höfl-Riesch
Maria Höfl-Riesch
Sotschi 2014
Sotschi 2014
Sotschi 2014
Sotschi 2014
Russland
Sotschi 2014
Sotschi 2014
Streitkräfte

ARTIKEL ZUM THEMA

Skirennfahrerin beendet Karriere: Die Höfl-Riesch Maria mog nimmer

Sie hat fast alles gewonnen, was es im Alpin-Ski zu gewinnen gibt. Maria Höfl-Riesch tritt mit 29 Jahren zurück – und macht erstmal Urlaub.

Sotschi 2014 – Abfahrt Männer: „Brutal locker“ bergab

Der Österreicher Matthias Mayer gewinnt überraschend sein erstes Anfahrtsrennen – und holt Gold. Das Publikum im Skigebiet reagiert desinteressiert.

Zum Nachlesen: Die Eröffnung in Sotschi: Die Flamme von Putin

Putin kommt zu spät, Iran marschiert nach Israel ein, Deutschland lässt sich von den Teletubbies ausstatten. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in der Livekritik.

Zehn sportliche Hingucker: Unsere Stars für Sotschi

Vaterlandsverräter, tierliebende Mädchen, Unaufregbare und Rebellen: Das taz-Sotschi-Team stellt seine Goldkandidaten der Winterspiele vor.

Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Hort des Schreckens

Doppeltoiletten, Straßenköter, Nacktscanner, FSB und kolorierter Dreck. Unsere Auftakt-Kolumne aus Sotschi verspricht spannende Wochen.

Sicherheit in Sotschi: In der Olympia-Festung

70.000 Polizisten und Soldaten, täglich neue Fahndungsfotos und US-Kriegsschiffe vor der Küste – es ist, als bereite sich Russland auf einen Krieg vor.

Terrorgefahr in Sotschi: USA warnt vor Zahnpasta

Die USA schüren mit Warnungen vor Terroranschlägen bei den Olympischen Spielen neue Ängste. Und die russischen Behörden seien zu wenig kooperativ.

Terrorgefahr in Sotschi: Angst um die Athleten

Die Olympiateams vertrauen ihren Gastgebern nicht. Mit Bekleidungsvorschriften und einem Hausarrest für die Sportler sichern sie sich lieber selbst ab.

Wintersportler im Staatsdienst: Uniform und sorgenfrei

Deutschlands Wintersportler werden fast ausschließlich von der Bundeswehr, dem Zoll oder der Polizei gefördert. Aber wie sieht es bei der Konkurrenz aus?