taz.de -- Prozess gegen Ecclestone: Vanillepudding nageln geht nicht

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone stellt sich im Münchner Bestechungsprozess als Erpressungsopfer dar. Der Staatsanwalt kauft ihm diese Version nicht ab.
Bild: Interessante Geste: Bernie Ecclestone im Münchner Gericht.

MÜNCHEN dpa | Die Staatsanwaltschaft glaubt der Aussage von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone im Schmiergeldprozess vor dem Münchner Landgericht nicht. Zum Beginn des zweiten Prozesstages stellte Staatsanwalt Christian Weiß am Freitag klar, dass die Anklage weiterhin von Bestechung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky ausgeht – und nicht von Erpressung, wie es Ecclestone in seiner stundenlangen Erklärung vor Gericht geschildert hatte.

Der 83-Jährige muss sich seit der vergangenen Woche wegen Bestechung und Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten, weil er dem damaligen Vorstand der BayernLB 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben soll.

Ecclestone hatte sich zum Prozessauftakt hingegen als Opfer einer Erpressung dargestellt. Er habe befürchtet, dass Gribkowsky ihn bei den britischen Steuerbehörden anzeigen würde und deshalb Millionen gezahlt. Diese Version hatte er auch bei einer Vernehmung im Jahr 2011 erzählt. Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl hatte die Vernehmung damals geleitet und wurde nun als Zeugin vernommen. Sie erinnerte sich an viele Details der damaligen Vernehmung.

Unter anderem hatte Ecclestone sich damals über das Verhalten Gribkowskys beschwert: Als Ecclestone einmal zu spät kam, habe der Banker sich auf seinen Stuhl gesetzt und eine Zigarre geraucht. „Das war ein absoluter Affront“, sagte Bäumler-Hösl. Diese Anekdote hatte Ecclestone auch in seiner Erklärung vergangene Woche erzählt. „Er offenbarte ein rüdes Verhalten“, beschwerte er sich über den Banker.

Zu keiner Zeit sei in Ecclestones Aussage greifbar gewesen, wie die Drohung durch Gribkowsky ausgesehen habe, sagte Staatsanwalt Martin Bauer, der Ecclestone im Prozess gegen Gribkowsky vernommen hatte, am Freitag als Zeuge. „Das ist alles sehr vage – wie ein Vanillepudding, den Sie nicht an die Wand nageln können.“

Wunsch nach Machterhalt

Die Staatsanwaltschaft geht nach Worten von Weiß aber weiterhin davon aus, dass der wahre Grund für die Millionenzahlung an Gribkowsky Ecclestones Wunsch nach dem Machterhalt an der Formel-1-Spitze war. „Die Frage des Grundes und Motivs wird Gegenstand der Beweisaufnahme sein“, sagte Staatsanwalt Weiß.

Durch das Geld wollte Ecclestone laut Anklage sicherstellen, dass Gribkowsky die Mehrheit an der Formel 1, die damals der Landesbank gehörte, an seinen Wunschinvestor CVC verkauft – denn dann durfte er an der Spitze der Rennserie bleiben, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht. Bei einer Verurteilung droht ihm das Ende am Steuer der Formel 1.

Spannend wird es am Freitag, den 9. Mai. Dann wird Gribkowsky als Zeuge aussagen. Er wurde wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt und gilt nun als Hauptbelastungszeuge gegen Ecclestone.

2 May 2014

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