taz.de -- Mordfall Anna Politkowskaja: Fünfmal schuldig

Alle Angeklagten sind für den Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja schuldig gesprochen worden. Die Auftraggeber sind nach wie vor unbekannt.
Bild: Blumen für die ermordete Journalistin: Trauer bei einer Mahnwache.

MOSKAU afp | Mehr als siebeneinhalb Jahre nach dem Mord an der russischen Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja sind am Dienstag alle fünf Angeklagten schuldig gesprochen worden.

Ein Schwurgericht in Moskau sah es als erwiesen an, dass die Männer in das Attentat im Oktober 2006 verwickelt waren, wie der zuständige Ermittlungsausschuss mitteilte. Ihnen drohe lebenslange Haft. Das Strafmaß soll am Mittwoch verkündet werden.

Die Journalistin war im Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Sie war eine scharfe Kritikerin von Präsident Wladimir Putin. In ihren Berichten prangerte sie insbesondere Menschenrechtsverletzungen während des Tschetschenien-Kriegs an. Ihre Ermordung hatte international für Empörung gesorgt.

Vier der Angeklagten wurden schuldig gesprochen, den Mord an Politkowskaja organisiert zu haben. Der fünfte soll die Tat nach Überzeugung des Geschworenengerichts ausgeführt haben. Wegen der Tat mussten sich drei Brüder aus Tschetschenien, ihr Onkel sowie ein früherer Moskauer Polizeioffizier vor Gericht verantworten. Wer den Mord an der Journalistin in Auftrag gegeben hat, ist bis heute ungeklärt.

Politkowskajas Familie äußerte sich enttäuscht, dass der Prozess die Suche nach den Hintermännern des Verbrechens nicht vorangebracht habe. „Wir sind mit dem Schuldspruch einverstanden, aber dies sind nur wenige der Schuldigen“, sagte Politkowskajas Sohn Ilja laut der Nachrichtenagentur Interfax.

Der zuständige Ermittlungsausschuss betonte, es werde alles getan, um den Autraggeber des Mordes zu finden. In einem früheren Prozess waren mehrere der jetzt Verurteilten freigesprochen worden. Die Anwälte der Männer kündigten am Dienstag Berufung an.

21 May 2014

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