taz.de -- Ebola-Epidemie in Westafrika: Patienten fliehen aus Quarantäne

In Liberia flüchten 17 Ebola-Patienten aus einer Klinik. Nun fürchten Behörden weitere Ansteckungen. Kenia schließt unterdessen die Grenzen für die betroffenen Länder.
Bild: Am Jomo Kenyatta International Airport in Kenias Hauptstadt Nairobi wird die Körpertemperatur von Einreisenden gemessen.

BERLIN/NAIROBI/MONROVIA dpa/afp/reuters/ap | In Liberia sind 17 Ebola-Patienten aus einer Quarantänestation geflohen. Sie hätten das Krankenhaus in einem Armenviertel der Hauptstadt Monrovia am Samstagabend mit Hilfe von aufgebrachten Bürgern verlassen, die zuvor in die Klinik eingedrungen seien, berichtete die Zeitung Front Page Africa am Sonntag. Unter den Patienten befänden sich bestätigte und Verdachtsfälle, hieß es.

Der Slum West Point, in dem sich der Vorfall ereignete, ist dicht besiedelt und liegt ganz in der Nähe des Stadtzentrums von Monrovia. In dem Viertel leben rund 75 000 Menschen. Nun wird befürchtet, dass die geflohenen Patienten weitere Menschen anstecken könnten.

Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, den ganzen Slum unter Quarantäne stellen zu wollen, um zu verhindern, dass die Einwohner von dort in andere Gebiete reisen. „Wir werden Lebensmittel und andere Güter nach West Point bringen, bevor die Maßnahme in Kraft tritt“, hieß es. Viele Bürger hätten wütend auf die Ankündigung reagiert.

Unterdessen versucht Kenia, die Ebola-Epidemie fernzuhalten. Das Gesundheitsministerium hat einen Einreisestopp ausgesprochen für Menschen aus den von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Ländern. Die Regelung solle ab Dienstag gelten, teilte das Ministerium am Samstag mit. Dabei geht es vor allem um Fluggäste aus den Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea, die ins ostafrikanische Kenia einreisen wollten. Die Fluggesellschaft Kenya Airways kündigte an, ihre Flüge nach Liberia und Sierra Leone ebenfalls ab Dienstag auszusetzen. Bislang sind die Länder Sierra Leone, Liberia, Nigeria und Guinea von der Seuche betroffen.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärt, dass in Kenia ihrer Auffassung nach ein erhöhtes Risiko für das Übergreifen der Ebola-Epidemie aus Westafrika bestehe. Der Flughafen der Hauptstadt Nairobi gilt als wichtiges Drehkreuz im afrikanischen Luftverkehr. Der kenianische Gesundheitsminister James Macharia begründete die Maßnahmen, die ab Dienstag um Mitternacht (Ortszeit) in Kraft treten, mit der „Sorge um die Volksgesundheit“. Unterdessen bestätigte der staatliche Gesundheitsdienst, dass in Kenia noch kein Ebolafall aufgetreten sei. Vier Verdachtsfälle seien alle negativ getestet worden.

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es löst mit Blutungen einhergehendes Fieber aus. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine zugelassene Impfung noch ein Heilmittel. Bislang sind mehr als 1100 Ebola-Tote registriert worden.

Das Ebola-Virus tauchte zunächst zu Jahresbeginn in Guinea, im Grenzgebiet zwischen Sierra Leone und Liberia, auf. Es verbreitete sich rasch in den beiden Nachbarstaaten und erreichte schließlich Nigeria. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Seuche vor einer Woche zum internationalen Gesundheitsnotfall und stimmte dem Einsatz bislang unerprobter Medikamente in den am schlimmsten betroffenen Staaten zu. Am 13. August meldete die WHO 380 Tote in Guinea, 413 in Liberia, 348 in Sierra Leone und vier in Nigeria.

Ungetestetes Medikament in Liberia

Liberia, das bisher am stärksten von Ebola betroffene Land, hat im Kampf gegen die Ebola-Epidemie erstmals ein noch kaum erprobten Medikament eingesetzt. Zwei einheimische Ärzte und ein Arzt aus Nigeria erhielten seit Donnerstag das Testserum der US-Biotechfirma Mapp, teilten Mediziner in der Hauptstadt Monrovia am Samstag mit. Die Ärzte sind die ersten Afrikaner, die das Mittel bekommen. Bislang wurden nur zwei US-Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und ein spanischer Priester, die sich ebenfalls in liberianischen Krankenhäusern an der oft tödlichen Krankheit angesteckt haben, mit dem Serum behandelt. Der Zustand der beiden Amerikaner hat sich seitdem verbessert, der 75-jährige Spanier starb.

Angesichts des Ausmaßes des Ebola-Ausbruchs in Westafrika hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen und sich für den Einsatz noch kaum erprobter Wirkstoffe ausgesprochen. Der WHO zufolge gibt es derzeit allerdings nur zehn bis zwölf Dosen des US-Testserums. Ein zugelassenes Heilmittel gibt es bislang noch nicht. Und bis heute wurde zudem kein Ebola-Medikament oder -Impfstoff in größerem Umfang am Menschen gestestet.

Die Behörden im westafrikanischen Staat Liberia haben sich angesichts der zahlreichen Ebola-Erkrankungen außerdem zur Eröffnung eines weiteres Behandlungszentrums entschlossen. Der stellvertretende Gesundheitsminister Tolbert Nyenswah erklärte, eine bereits existierende Einrichtung in der Hauptstadt Monrovia sei nur für die Behandlung von 25 Patienten vorgesehen gewesen. Doch derzeit würden dort rund 80 behandelt. Das neue Zentrum, das am Samstag eröffnet werden sollte, soll über 120 Krankenbetten verfügen. Angesichts der andauernden Ebola-Krise könnte es jedoch noch auf die dreifache Größe ausgeweitet werden.

Eine Isolierung von Ebola-Patienten ist wichtig, um die Ausbreitung der in vielen Fällen tödlich verlaufenden Krankheit zu verlangsamen. Mit dem Virus infizierte Menschen können es über Körperflüssigkeiten wie Blut, Schweiß oder Urin an andere weitergeben.

17 Aug 2014

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