taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Wie man einen Dildo befriedigt
Die „Jolie“ hat die taz in ihren Sextipps angesprochen. Nun antwortet die taz. In Ruhe. Es scheint um Satire zu gehen.
Liebe Kolleginnen von der Jolie, ja, wir hören Sie, ja, hallo. Wenn Sie uns so nett ansprechen in Ihrer [1][September-Ausgabe], da antworten wir doch gleich mal. „Liebe Gleichstellungsbeauftragte, liebe GenossInnen der taz, beruhigen Sie sich doch!“, schreiben Sie in Ihrer Titelgeschichte „Die Sex-Stellung, die Männer lieben“.
Wir müssen das kurz erklären, die Schnittmenge zwischen Jolie- und taz-LeserInnen ist nicht so groß. Die [2][Jolie], das ist so ein Heft, das sich seinerseits auch in einer Schnittmenge bewegt, nämlich in der von Frauen- und Satirezeitschriften, zumindest wirkt das so. Offiziell steht da nichts von Satire; man munkelt nur.
Nein, liebe Jolie, wir regen uns nicht auf, nur weil wir [3][hier] und [4][da] mal geschrieben haben, wie bekloppt wir Zeitschriften wie die Ihre finden. Wer wird sich denn aufregen? „Beruhigen Sie sich doch!“ Klar. Wir machen das ganz entspannt. Wir legen uns in die Badewanne, Lavendel- und Rosenblüten schwimmen auf dem Wasser, wir trinken einen Lagavulin… wenn’s um Sie geht, darf’s nur der beste sein. Wir nehmen einen Schluck und lesen noch mal ganz in Ruhe, was Sie geschrieben haben.
Es geht um die „N° 1 Sex Stellung der Männer“, Sie versprechen den „heißesten Akt aller Zeiten“. Die Stellung hat etwas mit Hocken und gespreizten Beinen zu tun, Knie nach oben. Irgendwie so. Die Frau braucht dafür „ein bisschen Mut und Ausdauer“, es kann „echt anstrengend werden“ (Sie geben aber passende Workout- und Yogatipps), doch es lohnt sich, denn der Mann findet das „geil, geil, geil“. Das ist leicht zu sagen, weil: „Männer sind mehr oder weniger Dildos mit Körper dran.“
Und weil das irgendwie ein spezieller Humor ist, erklären Sie im letzten Absatz: „… liebe GenossInnen der taz, beruhigen Sie sich doch! Denn unter uns: Die wahre Nutznießerin dieser Stellung ist die Frau. Denn sie ist der Boss!“ (Außerdem trainiert sie ihre Oberschenkel und verliert Kalorien, like a boss.)
Als Zusatz gibt es den [5][Verweis auf ein Internetvideo], in dem eine Blowjobtechnik erklärt wird, wo die Frau eine aufgeschnittene Grapefruit auf einen zu lutschenden Penis steckt und dazu Geräusche wie Darth Vader macht. Männer lieben das.
Wir lassen noch mal heißes Wasser nach. Wo waren wir? Blasen mit einer Grapefruit. Die übrigens auch ein Fatburner ist. Tja, was soll man sagen? Sie meinen das alles ironisch, oder? Dann ist alles okay, Sie sind in bester Gesellschaft.
Es gibt einen tollen neuen Roman, „Finnisches Feuer“, da werden Frauenzeitschriften parodiert. Die Autorin, Johanna Sinisalo, schreibt über eine Dystopie, Finnland im Jahr 2016. Die paarungsfähigen Frauen werden vom Staat gezwungen, Magazine und Lehrbücher für Sexualgelenkigkeit zu lesen, in denen steht, wie sie sich Männern gegenüber verhalten sollen: So, dass es den Männern gut und geil geht (die haben nämlich ein Recht auf Sex). Die Frauen müssen eine „Fügsamkeitsprüfung“ ablegen, wo getestet wird, ob sie sich all die schönen Tipps brav gemerkt haben. Sehr gute Satire.
Das ist doch sozusagen genau Ihr Humor, oder, liebe Jolie-Kolleginnen? Fein, meiner auch.
25 Sep 2014
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
In Portland baumeln seit dem Wochenende Hunderte Gummipenisse von Strommasten. Der „Phallus-Fall“ sorgt für Aufregung in der Stadt.
Im Phallusmuseum in Island stehen mehr als 280 Penisse – von Pottwalen, Elefanten und Elfen. Neuerdings gibt es auch ein menschliches Exemplar.
Sorry, Frauen, euer Körper gehört euch nicht. Ob angezogen, ob nackt: Es ist unwahrscheinlich, dass ihr mit ihm das Richtige tut.
Es braucht keine „Pick-up-Artists“, wenn es um Gender-Stereotype geht. Fragen Sie einfach mal Berliner Oberstufenschüler.
Die „Emma“ will für Frauensolidarität stehen und bekommt Kloppe auf Twitter. Da ist mancher Teebeutel schon weiter.
Aus Panik wird Profit geschlagen. Die westliche Männlichkeit greift zu den Waffen. Die Autorin möchte bitte zur Tiefkühlkost gelegt werden.
Kalifornien hat ein neues Gesetz für einvernehmlichen Sex. Wie haben eigentlich die Leute Sex, die sich über „Yes means yes“ aufregen?
Eifersucht, Endoskopie und Esoterik: Mit Frauen lässt sich alles dekorieren. Eine kurze Recherche bei „Focus“, „Stern“ und „Spiegel“.
Breaking News im „Zeit“-Feuilleton: Die Welt ist kompliziert. Und im Internet gibt es gleichzeitig Feministinnen und krasse Pornos.
Nein heißt Nein, aber ein Nein reicht in Deutschland nicht aus. Die meisten Vergewaltigungen bleiben straffrei.
Mitmeinen – heißer Scheiß, der viel Intellekt fordert. Gedanken über die Situation der Frau in der Sprache, bei Stromausfall und Whisky.
Der Kampf um Worte ist wild und die Sehnsucht nach Einfachheit groß. Schon ein neues „x“ kann Menschen wahnsinnig machen.