taz.de -- Die Wahrheit: Die Windsors und das Skelett

In Großbritannien deutet alles darauf hin, dass bald eine gewisse Wendy Duldig aus London die Queen genealogisch beerben wird.
Bild: Der Buckingham Palace gehört der Queen nicht. Sie verwaltet ihn nur

Die Queen ist eine Hochstaplerin. Durch Untersuchungen von Wissenschaftlern der Universität Leicester kam vorige Woche heraus, dass Elisabeth II. unrechtmäßig auf dem britischen Thron sitzt. Doch der Reihe nach.

Vor zwei Jahren hatte man bei Grabungen unter einem Parkplatz in Leicester ein Skelett gefunden. Kevin Schürer und Tiru King haben jetzt durch DNA-Vergleiche zweifelsfrei nachgewiesen, dass es sich um Richard III. handelt, den letzten Plantagenet-König, der 1485 in der Schlacht von Bosworth getötet worden war. Sie haben auch herausgefunden, dass der König im Gegensatz zu den Porträtgemälden nicht schwarzhaarig war und keine braunen Augen hatte. Er war blond mit blauen Augen.

Schlimmer für die Windsors ist jedoch, dass Schürer und King „falschen Vaterschaftsereignissen“ auf die Spur gekommen sind. Die Geschichte der Thronfolge ist wegen des Hangs des Adels zur Inzucht und Intrige kompliziert, aber sie wird durch das ständige Fremdgehen der Herrscher noch komplizierter, denn dabei wurden auch Nachkommen produziert.

Zwar sind die Tudors auf den Thron gekommen, weil sie Richard III. in der Schlacht bei Bosworth getötet hatten, aber sie begründeten ihren Anspruch auch damit, dass sie von John of Gaunt abstammten, dem Sohn von Edward III. und Vater von Heinrich IV. Die Wissenschaftler aus Leicester haben festgestellt, dass die Linie in den vergangenen 500 Jahren jedoch mindestens zweimal unterbrochen wurde.

Möglicherweise war John of Gaunt gar nicht der Sohn von Edward III., wie schon seine Zeitgenossen munkelten. Das würde nicht nur die Tudors betreffen, sondern auch die Windsors. Die Queen stammt zwar von den Hannoveranern ab, die vor 300 Jahren importiert wurden, aber durch Eheschließungen war sie vermeintlich auch mit John of Gaunt verwandt.

Ein DNA-Test bei fünf Menschen, die bisher als Nachfahren Edwards III. galten, hat ergeben, dass sie in keiner Weise mit ihm verwandt sind. Wann die Linie unterbrochen wurde, ist nicht festzustellen. Dazu müsste man eine Menge Leichen exhumieren, sagt Schürer. Er habe auch nicht vor, an die Tür des Buckingham-Palasts zu klopfen und um ein paar DNA-Proben zu bitten.

Die Sache sei aber nicht überraschend, meint Schürer: In jeder Generation gebe es falsche Väter, und bei den Adligen erst recht. Richard III. hatte keine Nachfolger, sein Sohn starb vor ihm, zwei außereheliche Kinder blieben kinderlos. Schürer fand aber zwei Nachkommen von Richards Schwester Anne von York: Michael Ibsen aus Kanada und Wendy Duldig aus Australien. Beide sind Richards Cousins 16. Grades und leben in London.

Demnächst wird Duldig wohl als Queen Wendy I. in den Buckingham-Palast einziehen, während Elizabeth und Philip in eine Sozialbauwohnung in Brixton umgesiedelt werden. Wegen der beengten Wohnverhältnisse muss sich die Ex-Queen dann entscheiden, ob sie ihren obdachlosen Sohn Charles und seine Gattin Camilla oder ihre Corgis bei sich wohnen lässt. Bei den Buchmachern liegen die Hunde vorne.

8 Dec 2014

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Ralf Sotscheck

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