taz.de -- Kommentar Nordpol: Kampf um Rohstoffe

Im Konflikt um die Arktis drängt die Zeit. Dänemarks Ansprüche sind kein politischer Irrläufer. Dafür steht zuviel auf dem Spiel.
Bild: Jeder nur einen Bären, bitte.

Dänemarks Versuch, den Nordpol für sich zu erobern, stößt zwei Giganten vor den Kopf. Seit Jahren versuchen die Vereinigten Staaten mit Kanada, ein großes Stück vom arktischen Rohstoffkuchen abzuschneiden. Fregatten und U-Boote aus einem halben Dutzend Anrainerstaaten kreuzen bereits dauernd im Nordpolarmeer.

Bereits 2007 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin in 4.261 Meter Tiefe seine Landesfahne hissen lassen – aus Titan, einem kriegswichtigen Material. Ein Menetekel? Kriege wurde jedenfalls schon um weit geringere „Werte“ als die Billionen Kronen, Dollar oder Rubel geführt, die als Öl, Erdgas und Metalle im Meeresboden liegen.

So ewig ist das ewige Eis in der Arktis nicht mehr, als dass nicht die Zeit drängte. Dabei sind die sieben Weltmeere an sich geradezu vorbildlich verrechtlicht. Es gibt eine UN-Seerechtskonvention, eine Internationale Meeresbodenbehörde auf Jamaika – bei der Deutschland für sich ein Eldorado im Pazifik abstecken ließ. Und einen globalen Seegerichtshof in Hamburg, der letztlich Recht sprechen könnte. Wenn man ihn lässt. „Interessen“ drohen wieder einmal das Recht zu versenken.

In der Arktis steht zu viel auf dem Spiel, als dass Dänemarks Rohstoffgerassel als politischer Irrläufer gelten kann. Die Zuspitzung des Konflikts durch EU- und Nato-Mitglied Dänemark erhält dadurch eine neue eisige Note. Der wissenschaftliche „Beweis“, den der dänische Außenminister Lidegaard präsentierte, dürfte sich als genauso parteiisch herausstellen wie ähnliche Studien aus den USA oder Russland.

Wo ein Kontinentalsockel endet – und 200 Seemeilen später die exklusive Wirtschaftszone –, wird sich geophysikalisch nie abschließend klären lassen. Auch dieser titanische Konflikt kann friedlich nur im politischen Kompromiss gelöst werden.

16 Dec 2014

AUTOREN

Hermannus Pfeiffer

TAGS

Nordpol
Arktis
USA
Kanada
Russland
Dänemark
Bodenschätze
Dänemark
Dänemark
Schwerpunkt Klimawandel
Arktis
Schwerpunkt Klimawandel
Kanada

ARTIKEL ZUM THEMA

Russische Abwehrraketen in der Arktis: Bodenschätze sichern

Russland baut seine Militärstützpunkte in der Nordpolarregion aus. Moskau will damit seine Ansprüche auf die dort vermuteten Bodenschätze untermauern.

Russlands Atomdrohung gegen Dänemark: „Uns gegenseitig als Feinde sehen“

Beteiligt sich Dänemark am Raketenschutzschild der Nato, würde es zum Ziel von Atomraketen, so der russische Botschafter. Dänemark reagiert entrüstet.

Territoriumsansprüche von Dänemark: Der Nordpol ist nicht genug

Dänemark erhebt Anspruch auf einen Teil des Arktischen Ozeans. Und der ist überraschend groß. Mit dem Wunsch ist das Land aber nicht alleine.

Expedition nach Spitzbergen: Eine dahinschmelzende Welt

Eine Kreuzfahrt zu den Eisbären führt durch eine bedrohte arktische Insellandschaft. Statt Bord-Entertainment gibt es wissenschaftliche Vorträge.

Protest gegen russischen Tanker: Arktisöl trotz Blockade angekommen

Das erste Öl aus der russischen Arktis ist in Europa. In Rotterdam versuchte Greenpeace, den Öltanker zu stoppen, doch die Polizei beendete die Aktion.

Klimawandel in der Arktis: Das Aus für das Eis

Wissenschaftler rechnen mit bis zu 13 Grad mehr in der Arktis als heute. Die Folge: Das Eis taut deutlich schneller als bislang angenommen.

Rohstoffe in Kanada: Die neue Straße in die Arktis

Mit dem Bau der ersten Verbindung ans Eismeer treibt Kanada den Abbau von Rohstoffen im Nordpolargebiet voran. Auch Einwohner profitieren.