Rudolf Kolisch

Gallery: 1 images
Other articles that mention 'Rudolf Kolisch'

Rudolf Kolisch (* 20. Juli 1896 in Klamm, Österreich-Ungarn; † 1. August 1978 in Watertown, Massachusetts) war ein österreichisch-amerikanischer Violinist.

Section links: (10 Articles)

Leben und Wirken

Rudolf Kolisch wurde als Sohn des Arztes Rudolf Kolisch und der Pianistin Henriette Hoffmann geboren, er hatte zwei Schwestern. Seit dem Alter von fünf Jahren erhielt er Violinunterricht. Nach einer Unfallverletzung der linken Hand als Neunjähriger lernte er Rechtsgeigen. Nach der Schulausbildung trat Kolisch in Otakar Ševčíks Meisterklasse für Violine an der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien ein. Darüber hinaus studierte er Musiktheorie und Komposition bei Franz Schreker sowie Musikgeschichte bei Guido Adler. 1915 wurde Kolisch zeitweilig zum Kriegsdienst eingezogen.

Seit Anfang 1919 nahm Kolisch privaten Theorie- und Kompositionsunterricht bei Arnold Schönberg. Als Interpret gehörte er dem engsten Kreis der Wiener Schule an. In Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen war er eines der maßgeblichen Mitglieder und von 1919 bis 1921 „Vortragsmeister“. Auf Wunsch Schönbergs gründete Kolisch für den Verein 1924 das Wiener Streichquartett, welches sich seit 1931 Kolisch-Quartett nannte und sich international einen Namen machen konnte. Hervorzuheben sind die Uraufführungen von Schönbergs 3. und 4. Streichquartett, A. Weberns Streichtrio und Streichquartett, A. Bergs Lyrische Suite und Béla Bartóks 6. Streichquartett.

1924 heiratete Arnold Schönberg Kolischs Schwester Gertrud.

Ab der 1930er Jahre wurden die Zeitläufte für das Quartett zunehmend ungünstiger, und es löste sich 1944 endgültig auf. Kolisch war 1942 in die USA emigriert, wo er schon vorher seinen Wohnsitz genommen hatte. In den USA nahm Kolisch verschiedene Lehrtätigkeiten auf. 1944 bis 1965 war er Primarius des (vormals in Belgien gegründeten) Pro Arte Quartetts, das zu der Zeit als „Quartet-in-residence“ an der University of Wisconsin in Madison beheimatet war. Dort lehrte Kolisch auch bis 1967 Violine und Kammermusik, um dann an das New England Conservatory of Music in Boston zu wechseln, wo er 1974 bis zu seinem Tod das Chamber Music Department leitete.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Kolisch erneut in Österreich und Deutschland tätig geworden, so 1953–1958 bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt sowie 1954–1955 an der dortigen Städtischen Akademie für Tonkunst. 1974–1977 hielt er gemeinsam mit Rudolf Stephan Interpretationskurse für Kammermusik im Schönberg-Haus in Mödling.

Kolisch vertrat sein Konzept von musikalischer Interpretation auch in Schriften, von denen viele bislang unveröffentlicht sind. Das Projekt, gemeinsam mit Theodor W. Adorno eine „Theorie der musikalischen Aufführung“ zu verfassen, blieb unausgeführt. Besonders wichtig ist der von ihm geprägte Begriff des „Wiener Espressivo“. Es geht darum, aus einem „Verständnis des musikalischen Sinns“ heraus zu interpretieren. Ein gewisses Maß an musikalischer Analyse ist daher Voraussetzung einer solchen Interpretation. Im Interesse einer optimalen Kommunikation der Spieler untereinander führte Kolisch in seinen Quartetten das Proben aus Partituren und das auswendige Aufführen ein. Kolisch vertrat die Gültigkeit der sog. gleichschwebenden Temperatur für die Musik seit der Wiener Klassik auch für Streichinstrumente. 1944 wurde in der Zeitschrift "The Musical Quarterly" der Aufsatz "Tempo and Character in Beethoven's Music" von Kolisch veröffentlicht. Darin vertrat Kolisch die Auffassung, dass (1) die von Beethoven selbst stammenden metronomischen Bezeichnungen des Tempos als verbindlich und als zum Notentext gehörig zu betrachten seien, und dass es (2) möglich sei, eine Systematik dieser Angaben zu ermitteln, die Rückschlüsse auf Tempi von Werken, welche Beethoven nicht metronomisch bezeichnet hat, erlauben. Eine von Kolisch in Zusammenarbeit mit seinem Student David Satz stark umgearbeitete Fassung dieses Aufsatzes in deutscher Sprache wurde 1992 veröffentlicht.

Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 6, Reihe 6, Nummer 9) in Wien.

Grabstätte Rudolf Kolisch (asche) und Vater (begraben)
Section links: (17 Articles)

Lehrtätigkeit

Section links: (1 Articles)

Schriften

Section links: (2 Articles)

Briefwechsel

Section links: (1 Articles)

Literatur

Reinhard Kapp: "Rudolf Kolisch – Die Konstruktion des Wiener Espressivo". In: "Beiträge '90. Österreichische Musiker im Exil". Kassel 1991. S. 103–110
Claudia Maurer Zenck: ""Was sonst kann ein Mensch denn machen, als Quartett zu spielen?" - Rudolf Kolisch und seine Quartette. Versuch einer Chronik der Jahre 1921-1944". In: "Österreichische Musikzeitschrift". Jg. 53, H. 11, 1998. S. 8–57
Section links: (4 Articles)

Weblinks

Commons: Rudolf Kolisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Section links: (4 Articles)

Einzelnachweise

Section links: (1 Articles)

Article Resources

List of all 40 referenced articles
Search for articles that mention 'Rudolf Kolisch'
Read this article in another language
Download article PDF for offline access
Source on Wikipedia website

--

Gemipedia Home
Go to Article
Using Deutsch (German) Wikipedia. Change Language?

--

Size: 10.2 KB. 57.87% smaller than original: 24.22 KB 🤮

Fetched: 1092 ms. Converted: 608 ms. 🐇

Made with 📚 and ❤️ by Acidus

All Wikipedia content is licensed under CC BY-SA 3.0