Weltfinanzkrise 2007–2008

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Weltfinanzkrise (oder globale Finanzkrise) bezeichnet eine globale Banken- und Finanzkrise als Teil der Weltwirtschaftskrise in den Jahren 2007 bis 2009. Die Krise war unter anderem Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarkts (insbesondere Subprime-Markt) in den USA. Als Beginn der Finanzkrise wird der 9. August 2007 datiert, denn an diesem Tag stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft an. Ihren Höhepunkt erreichte die Krise mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Die Finanzkrise veranlasste mehrere Staaten, die Existenz großer Finanzdienstleister durch Kapitalerhöhungen und Rekapitalisierungen von enormer Größenordnung durch vor allem staatliches Fremdkapital, aber auch Eigenkapital zu sichern. Einige Banken wurden verstaatlicht und später geschlossen. Die Staatsverschuldung vieler Staaten stieg krisenbedingt stark an, vor allem in den USA (Kabinett George W. Bush).

Zentralbanken westlicher Länder hielten die Leitzinsen niedrig oder senkten sie noch weiter, um eine Kreditklemme zu verhindern bzw. abzumildern und um den Schuldendienst ihrer Staaten zu verringern. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte auf gleiche Weise den Schuldendienst der Länder der Eurozone. Die Finanzkrise wirkte sich trotzdem auf die Realwirtschaften aller Länder aus: viele Unternehmen reduzierten ihre Produktion; es kam zu Unternehmenskrisen, Entlassungen und Insolvenzen (darunter der Autohersteller General Motors).

Am 3. April 2009 schätzte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Kursverluste der Wertpapiere infolge der Krise auf vier Billionen US-Dollar.

2010 begann die Eurokrise.

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Ursachen

Die Ursachen für die Subprime-Krise wurden kontrovers diskutiert, wobei unterschiedliche Ursachen für die Krise benannt wurden. Die vom Kongress der Vereinigten Staaten bestellte Financial Crisis Inquiry Commission erstellte 2011 nach einem Verhör von Beteiligten und Sichtung umfangreicher Beweismittel einen Bericht über die Ursachen. Laut dem Mehrheitsvotum der US-Kommission waren in erster Linie die Immobilienblase, begünstigt durch die Niedrigzinspolitik, die laxe Regulierung des Bankensektors sowie die fehlende Regulierung der Schattenbanken entscheidende Faktoren für Eintritt und das Ausmaß der Krise. Die Ratingagenturen werden als entscheidendes Stellglied angesehen, das das Krisenpotential ganz erheblich erhöhte. Unter Makroökonomen werden zudem u. a. die steigende Ungleichheit der Einkommensverteilung und die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte als strukturelle Ursachen der Krise diskutiert.

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Preisblase am US-Immobilienmarkt

Von 1997 bis 2006 kam es zu einer starken Erhöhung der Immobilienpreise, ab 2007 zu einem starken Rückgang der Preise.

Der „Case-Shiller National Home Price Index“ verzeichnete einen sehr starken Anstieg der Immobilienpreise zwischen Ende der 1990er Jahre und dem Höchststand im Jahr 2006; ein Indiz für eine Immobilienblase. Die Finanzakteure übersahen die Preisblase und nahmen fälschlich an, Immobilienpreise könnten nicht über einen längeren Zeitraum sinken. Die Hauseigentümerquote war in den USA bereits 1997 vor der Immobilienblase mit 65,7 % relativ hoch. Bis 2005 stieg die Quote auf 68,9 %. Die Zahl der Eigenheimbesitzer stieg dabei um 11,5 %. Der Anstieg war am größten im Westen der USA, bei Menschen unter 35 Jahren, bei Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen und bei Hispanics und Afroamerikanern. Die steigenden Immobilienpreise sorgten dafür, dass selbst Fehlinvestitionen zu keinen größeren Verlusten führten. Nach und nach stieg die Bereitschaft, immer riskantere Kredite zu vergeben. Nach der über Jahre hinweg stattfindenden Aufweichung der Kreditvergabestandards erfolgte dann nach plötzlich einsetzender Erkenntnis der tatsächlichen Situation die Umkehr (der „Minsky-Moment“), nach der die Liquidität am Markt versiegte und eine Refinanzierung in vielen Fällen unmöglich wurde.

Carmen Reinhart und Kenneth S. Rogoff sahen gewisse Parallelen zu den Immobilienblasen in Spanien, Großbritannien und Irland. Ihrer Ansicht nach waren in allen Fällen Preisblasen die Ursache für die übermäßige Schuldenanhäufung. Im Falle der Vereinigten Staaten komme noch die unterlassene Regulierung neuartiger Finanzinstitute hinzu; diese habe die Investitionen in die Preisblase hinein noch vereinfacht.

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Steigende Einkommensungleichheit

Als eine makroökonomische Ursache haben mehrere Ökonomen den Anstieg der Einkommensungleichheit in den USA seit Beginn der 1980er-Jahre bezeichnet. Die Einkommen unterer und mittlerer Einkommensgruppen stagnierten; ein Teil von ihnen finanzierte seine Ausgaben durch eine zunehmende Verschuldung. Die Verschuldung der unteren Einkommensgruppen wurde dabei durch die Deregulierung der Kreditmärkte und durch direkte staatliche Förderung von Wohnungsbaukrediten politisch gefördert. Die Subprime-Krise war nach dieser Sichtweise das Ergebnis einer seit längerem bestehenden makroökonomischen Instabilität, hervorgerufen durch die zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen.

Die steigende Verschuldung der privaten Haushalte in den USA musste durch Kredite aus dem Ausland finanziert werden. Außerhalb der USA stieg die Einkommensungleichheit ebenfalls stark (z. B. China, Deutschland), jedoch war hier das Kreditsystem weniger entwickelt oder stärker reguliert, so dass die unteren Einkommensgruppen ihre Ausgaben nicht im selben Ausmaß über Kredite finanzieren konnten wie die Haushalte in den USA. Somit wurden die Ersparnisse der oberen Einkommensgruppen in diesen Ländern auf dem internationalen Kapitalmarkt angelegt und finanzierten so unter anderem die steigende Verschuldung der privaten Haushalte in den USA.

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Eigenheimförderung durch die Regierung

Nach dem Minderheitsvotum von einem der vier von den Republikanern benannten Sachverständigen für die Financial Crisis Inquiry Commission seien die Änderungen unter den Präsidenten George H. W. Bush, Bill Clinton und George W. Bush am Community Reinvestment Act sowie die Aufforderungen an Fannie Mae und Freddie Mac, mehr Kredite an Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen zu vergeben, ein wesentlicher Grund für die Subprime-Krise gewesen.

Nach Ansicht der Mehrheit der benannten Sachverständigen waren die politischen Vorgaben an Fannie Mae und Freddie Mac kein wesentlicher Grund für die Subprime-Krise, da die notleidenden Subprime-Kredite ganz überwiegend von Finanzinstitutionen vergeben wurden, die keinen staatlichen Weisungen unterlagen. Die von staatlich finanzierten Kreditbanken wie Fannie Mae und Freddie Mac vergebenen Hypothekenkredite hatten ein deutlich geringeres Ausfallrisiko als die von unabhängigen Banken vergebenen Hypothekenkredite (6,2 % gegenüber 28,3 %). Auch der 'Community Reinvestment Act’ (CRA) in seiner heutigen Fassung könne keinen wesentlichen Beitrag zur Finanzkrise geleistet haben, da nur 6 % der hochverzinslichen Kredite, also der Subprime-Kredite, von Finanzinstitutionen ausgegeben wurden, die der Regulierung durch den CRA unterlagen. Zudem wurden solche Hypothekenkredite nur halb so oft notleidend wie solche, die nicht dem CRA unterlagen.

Präsident Bush äußerte 2002 auf einer Konferenz über die niedrigen Anteile an Wohneigentum der US-Bevölkerung:

“We can put light where there's darkness, and hope where there's despondency in this country. And part of it is working together as a nation to encourage folks to own their own home.”
„Wir können in diesem Land dort Licht schaffen, wo Finsternis ist und Hoffnung verbreiten, wo Verzweiflung herrscht. Und ein Teil davon ist, dass wir als Nation zusammen daran arbeiten, Leute zu ermutigen, ihr eigenes Heim zu besitzen.“

– US-Präsident George W. Bush: Rede am 15. Oktober 2002

Bush förderte und festigte damit die Ansicht, der Besitz eines Eigenheims sei Teil des Amerikanischen Traums. Präsident Obama vertrat 2013 die gleiche Ansicht:

“And few things define what it is to be middle class in America more than owning your own cornerstone of the American Dream: a home.”
„Und nur wenige Dinge definieren besser, was es bedeutet, zur US-amerikanischen Mittelschicht zu gehören, als die eigene Grundlage des amerikanischen Traums zu besitzen: ein Eigenheim.“

– US-Präsident Barack Obama: seine wöchentliche Rede am 11. Mai 2013

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Falsche Kreditbewertungen der Ratingagenturen

Nach Ansicht der Mehrheit der Sachverständigen der 'Financial Crisis Inquiry Commission' haben die Ratingagenturen einen entscheidenden Beitrag zu der Finanzkrise geleistet. Ohne die falschen Top-Ratings hätten die verbrieften Subprime-Kredite nicht verkauft werden können. Joseph Stiglitz bezeichnete die Transformierung von Krediten mit F-Rating in Anlageprodukte mit A-Rating durch die Banken in „Komplizenschaft“ mit den Ratingagenturen als mittelalterliche Alchemie. E-Mails von Standard-&-Poor’s-Angestellten, die von der Financial Crisis Inquiry Commission ausgewertet wurden, legen nahe, dass zumindest ein Teil der Mitarbeiter die Krise kommen sah:

“Let’s hope we are all wealthy and retired by the time this house of cards falters. :o)”
„Lasst uns hoffen, dass wir alle reich und im Ruhestand sind, wenn dieses Kartenhaus in sich zusammenfällt. :o)“

– E-Mail eines Angestellten von Standard & Poor’s (2006)

Kathleen Casey von der United States Securities and Exchange Commission plädierte 2009 für eine Regulierung der Ratingagenturen mit der Begründung:

“The large rating agencies helped promote the dramatic growth in structured finance over the past decade, and profited immensely by issuing ratings that pleased the investment banks that arranged these pools of securities, but betrayed the trust of investors who were led to believe that investment grade bonds were relatively safe.”
„Die großen Ratingagenturen trugen in der letzten Dekade dazu bei, dass das Volumen strukturierter Anlageprodukte dramatisch anstieg und profitierten immens davon, den Investmentbanken mit erfreulichen Ratings zu helfen, die Wertpapierpools zu arrangieren. Dabei betrogen sie aber das Vertrauen der Investoren, die davon überzeugt wurden, dass die Investment-Grade-Wertpapiere relativ sicher seien.“

Am 14. Januar 2017 einigte sich die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s im Rechtsstreit um geschönte Kreditbewertungen mit dem US-Justizministerium und 21 Bundesstaaten; sie akzeptierte eine Mitverantwortung an der weltweiten Finanzkrise 2008 und eine Strafzahlung in Höhe von 864 Millionen US-Dollar.

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Schattenbanken

Die Subprime-Falschbewertungen verteilten ca. 7 Billionen US-Dollar Schulden um, etwas weniger als die Dotcom-Blase, die 2000 mehr als 8 Billionen US-Dollar Papiervermögen umverteilte. Trotzdem hatte die Finanzkrise ab 2007 sehr viel schwerere Folgen als die Dotcom-Krise. Nach Ansicht der Mehrheit der Mitglieder der Financial Crisis Inquiry Commission, des deutschen Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der meisten Ökonomen wurden die Auswirkungen des Platzens der Immobilienblase durch eine strukturelle Schwäche des amerikanischen Finanzsystems erheblich verstärkt. Aufgrund von Lücken in der Bankenregulierung konnten z. B. die Subprime-Kredite auf Schattenbanken übertragen und dadurch die Bankenaufsicht umgangen werden. Wären die Subprime-Kredite in den Bankbilanzen geblieben, dann hätten die Banken wegen der Pflicht zur Hinterlegung mit Eigenkapital viel weniger Subprime-Kredite vergeben können und hätten einen Anreiz gehabt, die Bonität der Kreditnehmer zu prüfen. Durch die Übertragung der Subprime-Kredite in Schattenbanken musste kein Eigenkapital hinterlegt werden, dadurch war ein sehr viel größerer Leverage-Effekt möglich. Anders als normale Banken waren Schattenbanken nicht gezwungen, Zahlen zu veröffentlichen, die Rückschlüsse auf ihre Risikopositionen zuließen, ihre Risikopositionen wurden nicht von der Bankaufsicht überwacht, für sie gab es keine Einlagensicherung und die Zentralbank fühlte sich für diese Nicht-Banken zunächst nicht als Kreditgeber letzter Instanz zuständig. Deshalb kam es bei den Schattenbanken nach Platzen der Immobilienblase zu einem Bank Run und einer Kreditklemme, wie sie der klassische Bankensektor zuletzt in der Weltwirtschaftskrise ab 1929 erlebt hatte.

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Niedrige Zinssätze nach der Dotcom-Aktienblase

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schrieb in ihrem Jahresbericht vom Juni 2008, die Leitzinsen seien in den fortgeschrittenen Ländern zuletzt ungewöhnlich niedrig gewesen; es sei kein Inflationsdruck vorhanden gewesen. Die US-Notenbank Fed betrieb nach der geplatzten Dotcom-Blase eine expansive Geldpolitik, um die US-Konjunktur zu stimulieren (→ Konjunkturpolitik). Sie senkte im Juni 2003 die Federal Funds Rate auf 1 %. Als die Konjunktur ab Mitte 2004 wieder gefestigt war, begann die FED die Federal Funds Rate anzuheben. Entgegen der Absicht der FED wirkte sich dies auf die langfristigen Zinsen aber nicht aus.

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Chinesische und japanische Währungsinterventionen

Die niedrigen Zinsen hatten nicht zu einer Abwertung des US-Dollar geführt, weil die „aufstrebenden Volkswirtschaften“ gegen eine Aufwertung ihrer Währungen durch Lockerung ihrer Geldpolitik intervenierten (Bretton-Woods-II-Regime). China kaufte 2007 460 Milliarden Dollar. Die Währungsreserven Chinas und des Industriestaats Japan, der eine vergleichbare Strategie verfolgte, stiegen somit auf jeweils mindestens 1 Bio. US-Dollar. Um seinen Export zu fördern, hält Japan den Leitzins seit Jahren sehr niedrig, was den Kurs der japanischen Währung niedrig hält. Investoren nutzten dies, um in Japan billige Kredite aufzunehmen und damit in anderen Wirtschaftsräumen Vermögenswerte aufzukaufen. Außerdem investierten die Zentralbanken die durch die Devisenmarktinterventionen entstandenen Währungsreserven in US-Staatsanleihen. Diese Devisenmarktinterventionen setzten so geldpolitische Impulse für ein weltweites Kreditwachstum.

In einem Minderheitsvotum sahen 3 der 4 von den Republikanern benannten Sachverständigen für die Financial Crisis Inquiry Commission die große Nachfrage der Chinesen und der Ölstaaten nach amerikanischen Staatsanleihen als einen wesentlichen Grund für die Finanzkrise.

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These einer Sparschwemme

Weltweit hohe Ersparnisse suchten nach Rendite auf den Finanzmärkten und führten zu einer Unterschätzung der mit Krediten verbundenen Risiken („saving glut“ oder Sparschwemme).

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Verlauf und Folgen

→ "Hauptartikel: Finanzkrise ab 2007/Regionaler Verlauf"

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Übersicht über den Verlauf der US-Immobilienkrise und ihre Auswirkungen

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|Ausweitung der Kreditgewährung von Banken auch an           |
|Darlehensnehmer mit immer geringerer Bonität                |
|(„Subprime-Kredite“). Kontrolle der Kreditwürdigkeit        |
|schwindet. US-Banken vergeben Verbrauchern Kreditkarten mit |
|Niedrigzinskonditionen. Boom-Phase des US-Immobilienmarktes.|
|Häuserkauf und Konsum von US-Bürgern auf Kreditbasis.       |
|Bildung einer Immobilienpreisspirale. Das Kreditrisiko der  |
|US-Banken wird zunehmend an Dritte (auch ausländische       |
|Anleger) ausgelagert über Mortgage Backed Securities (MBS)  |
|und Collateralized Mortgage Obligations (CMOs). Platzen der |
|kreditinduzierten Immobilienblase im Jahr 2007. US-Bürgern  |
|fällt es schwer, ihre Kredite zu bedienen oder              |
|zurückzuzahlen. Zahlungsausfälle und Zahlungsstörungen im   |
|US-amerikanischen Hypothekenmarkt, insbesondere im          |
|Subprime-Segment. Verluste und negative Ratingänderungen von|
|forderungsbesicherten Wertpapieren und besicherten          |
|Geldmarktpapieren (ABCP). Illiquidität von ABCPs und        |
|forderungsbesicherten Wertpapieren sowie Ausweitung der     |
|Risikoaversion von Investoren gegenüber                     |
|kreditrisikobehafteten Anlageinstrumenten. Vertrauenskrise  |
|im Interbankenmarkt, Geldmarktliquiditätsengpässe. Insolvenz|
|der Investmentbank Lehman Brothers. Starke Kurseinbrüche an |
|den Börsen. Refinanzierungsprobleme von Banken und hohe     |
|Neubewertungsverluste von kreditrisikobehafteten            |
|Anlageinstrumenten. Insolvenzen u. a. der Washington Mutual |
|und der Kaupthing Bank. Rezession mit Arbeitsplatzabbau in  |
|Unternehmen; Unternehmensinsolvenzen durch sinkende         |
|Kreditvergabe für kreditrisikobehaftete Anlagen und wegen   |
|Deleveraging seitens der Banken. Arbeitslosigkeit in den    |
|Vereinigten Staaten erreicht höchsten Stand seit Beginn der |
|statistischen Erfassung 1967. Die US-Zentralbank vergibt    |
|Geld zu sehr niedrigen Zinsraten und kauft durch Hypotheken |
|gesicherte Wertpapiere sowie langfristige US-Staatsanleihen |
|(US-Treasuries) auf. Banken melden hohe Gewinne. In der     |
|folgenden Eurokrise, einer Mehrfachkrise aus Banken-,       |
|Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise, kauft die EZB seit Mai|
|2010 Anleihen auf.                                          |
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Ausweitung der Kreditvergabe

Werbung eines Hypothekenmaklers für Kreditnehmer mit geringer Bonität. Sinngemäße Übersetzung: „Kein Nachweis über Einkommen erforder­lich, Vergabe von Hypotheken­krediten auch bei schlechter Kredit­rückzahlung in der Vergangen­heit.“

Wegen der steigenden Nachfrage stiegen die Preise von Immobilien und damit deren Wert als Kreditsicherheit. Bei stetig steigenden Immobilienpreisen hätte so im Falle einer Zahlungsunfähigkeit die Immobilie zu einem höheren Marktwert verkauft werden können. Die Banken nutzten diese Entwicklung, um den Schuldnern Zusatzkredite zu verkaufen. Darüber erhielten auch Kunden mit schlechter Bonität Kredite. Die Banken waren bei steigenden Preisen abgesichert und Schuldner glaubten daran, im Notfall ihr Haus mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Einige Banken spezialisierten sich auf "Subprime Loans" (zweitklassige Hypothekenkredite) und "NINJA-Kredite", das Kürzel steht für "no income, no job or assets". Der später erlassene Dodd–Frank Act soll diese als missbräuchlich angesehene Kreditvergabe (englisch "predatory lending") eindämmen. Unter Präsident Donald Trump kam es 2018 zu einer teilweisen Rücknahme der Beschränkungen des Gesetzes und Banken dürfen seitdem wieder mehr spekulative Aktivitäten entfalten.

Die Immobilienhausse führte zu einer Belebung der Bauindustrie und der Konsumnachfrage. 2005 erreichten die Wohnungsbauinvestitionen in den USA einen Höchstwert von über 6 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt und überboten so erstmals den Rekordwert des Jahres 1960. 1991 hatte dieser Anteil mit 3,5 Prozent einen Tiefpunkt erreicht. Nach 2005 ging dieser Anteil dann wieder zurück.

Die Ausweitung der Kreditvergabe auf Schuldner mit schlechter Bonität hatte zwei wesentliche Gründe:

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Verbreitung der Subprime-Kredite

In den Jahren 2004–2006 wurde besonders viele Kredite an Schuldner mit geringer Bonität vergeben. Etwa 22 % aller Hypothekenredite waren Subprime-Kredite. Der größte Teil der Subprime-Kredite wurde verbrieft.
Zwischen 2005 und 2007 überstieg die Geschäftstätigkeit der Schattenbanken die der traditionellen Banken.

Einen wichtigen Beitrag zu dem Ausmaß der Krise leistete die Verbreitung der Subprime-Kredite. Im Gegensatz zu anderen Finanzinstituten unterlagen zumindest die Banken den bankaufsichtlichen Eigenkapitalregeln. Hätten die Banken die Subprime-Kredite behalten, hätten sie einen gewissen Anteil ihres Eigenkapitals hierfür hinterlegen müssen (siehe Kernkapitalquote). Dann hätten die Banken viel weniger Subprime-Kredite vergeben können und hätten einen höheren Anreiz gehabt, die Bonität der Kreditnehmer strenger zu prüfen. Stattdessen wurden die zu 100 % aus Subprime-Krediten bestehenden Portfolios mithilfe von Ratingagenturen durch Strukturierung zu über 90 % in scheinbar erstklassige Wertanlagen transformiert. Durch die Strukturierung konnten die tatsächlich drittklassigen US-Hypothekenkredite an Banken und Versicherungen sowie deren Kunden sowohl in den USA als auch ins Ausland verbreitet werden.

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Verbriefungen in den Vereinigten Staaten

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Weiteres Vorgehen europäischer Banken

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Zahlungsausfälle der Subprime-Kredite

Die wirtschaftliche Abschwächung in den USA etwa ab 2005, sinkende Wachstumsraten bei der Arbeitsproduktivität in den USA und anderen Ländern, in den USA insbesondere in der Bauwirtschaft, und der spätere Anstieg des US-Leitzinses auf bis zu 5,25 % im Juni 2006 löste eine Kettenreaktion aus. Einkommensschwache Schuldner konnten die gestiegenen Raten für ihre variabel verzinslichen Kredite nicht mehr bezahlen und mussten ihr Haus verkaufen. Wegen der zunehmenden Immobilienverkäufe brachen die Hauspreise ein (Höhepunkt war Juli 2006) und durch den fallenden Wert der Immobilien hatten die Banken und Investoren zunehmend ungesicherte Kreditforderungen. Die Zahlungsunfähigkeit von Schuldnern bescherte den Banken und den Investoren nun Verluste.

Im Frühjahr 2007 erreichten in den Vereinigten Staaten die Zahlungsausfälle auf Subprime-Kredite den höchsten Stand der letzten Jahre. Einige Immobilienfonds, die in strukturierte Finanzprodukte investiert hatten, setzten die Annahme von Fondsanteilen aus, weil sie sonst in finanzielle Schwierigkeiten geraten wären. Im Juni 2007 teilte Bear Stearns den Kunden zweier seiner Hedgefonds mit, dass die Einlagen, die Ende 2006 noch mit 1,5 Milliarden US-Dollar bewertet worden waren, jetzt fast nichts mehr wert seien. Dutzende Baufinanzierer, die sich gerade auf diese Kredite spezialisiert hatten, mussten Gläubigerschutz beantragen.

Insgesamt schätzte der Internationale Währungsfonds im Oktober 2008 den Wertverfall von Subprime-Hypotheken auf 500 Milliarden US-Dollar und den von Prime-Hypotheken auf weitere 80 Milliarden Dollar. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hält diese Summe im Vergleich zur Größe des weltweiten Finanzmarktes für nicht sehr groß. Auch sei der Wertverlust der hypothekenbesicherten Wertpapiere von 500 Milliarden US-Dollar, so die IWF-Schätzung vom Oktober 2008, deutlich höher, als tatsächlich an Ausfällen bei den zugrunde liegenden Hypotheken zu erwarten sei. Der hohe Preisverfall der hypothekenbesicherten Wertpapiere sei daher gekommen, dass Käufer diese Papiere aus Vorsicht auch zu niedrigeren Preisen nicht mehr kaufen wollten. Zu dieser Vorsicht trug die Komplexität und Intransparenz dieser Wertpapiere bei sowie die Tatsache, dass viele Papiere außerbörslich gehandelt wurden, so dass eine Marktpreisbildung und damit eine Bewertung der Papiere überhaupt schwierig war.

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Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Der IWF schätzte im April 2009 die Gesamtverluste auf 4,1 Billionen US-Dollar (ca. 3 Billionen Euro). Davon liegen die Verluste bei „giftigen“ US-Papieren bei etwa 2,7 Billionen US-Dollar, die Verluste aus europäischen Papieren werden mit etwa 1,2 Billionen US-Dollar beziffert, die japanischen Papiere mit 150 Milliarden US-Dollar. Im August 2009 erhöhte der IWF seine Kalkulationen auf 11,9 Billionen US-Dollar, was fast einer Verdreifachung entspricht.

Bankenkrise

Die Wertverluste der Subprime-Kredite bzw. der strukturierten Verbriefungen gingen unmittelbar in die Bankbilanzen ein und minderten das Eigenkapital der Banken. Um den Regulierungsanforderungen bzgl. Eigenkapitalreserven genügen zu können oder um überhaupt das Verhältnis von Eigenkapital zu Forderungen stabil zu halten, waren die Banken gezwungen, entweder neues Eigenkapital zu beschaffen oder andere Vermögenswerte zu verkaufen, was deren Preise senkte. Dieses Deleveraging – die Banken mussten bei Wertverlusten von Forderungen ein Vielfaches an Vermögenswerten abstoßen, um das alte Verhältnis von Eigenkapital zu Forderungsvolumen wiederherzustellen – führte zur „Implosion des Finanzsystems seit August 2007“.

Unter den Investoren waren nicht nur risikobereite Hedgefonds, sondern auch eher konservative Investmentfonds vertreten. Da aber insbesondere Hedgefonds stark in die stärker risikobehafteten Wertpapiertranchen investiert hatten, kam es bei diesen zu Verlusten, die teilweise zur Schließung und Abwicklung der Hedgefonds führten. Aber auch Investmentbanken waren betroffen. Die Schließung von Hedgefonds und die Verluste bei den Investmentbanken führten zu einer Abnahme der Risikobereitschaft der Anleger. Diese zogen daraufhin in kurzer Zeit erhebliche Beträge aus dem Kapitalmarkt ab oder hielten sich mit neuen Investitionen in risikoreiche Anlagen zurück.

Die abnehmende Risikobereitschaft der Investoren brachte die Refinanzierung der von Banken gegründeten Zweckgesellschaften zum Stillstand. Der Auslöser für die Krise war, dass ab Juli 2007 die Inhaber der Commercial Papers nicht mehr bereit waren, diese nach Fälligkeit erneut zu erwerben. Die kurzfristigen Kredite wurden nicht weiter verlängert. Dadurch gerieten die Zweckgesellschaften unter Druck. Sie konnten aber auch die strukturierten Wertpapiere nicht mehr verkaufen, da sich dafür auch keine Käufer mehr fanden. Deshalb mussten die Zweckgesellschaften jetzt auf die Kreditzusagen der Banken zurückgreifen. In der zeitlichen Einteilung des SVR begann damit die „Phase I“ der Finanzkrise.

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Vertrauenskrise des Interbankenmarktes

Inanspruchnahme der Einlagefazilität der Deutschen Bundesbank

Bedingt durch die Unübersichtlichkeit des Schattenbankensystems (der Verschiebung der Verbriefungen in Zweckgesellschaften, Verkauf von Verbriefungen mit Rückkaufvereinbarung etc.) konnte zunächst niemand das gesamte Ausmaß der Krise und die verbleibende Solvabilität der Banken einschätzen. Dies trug zur Vertrauenskrise zwischen den Banken bei, die sich am Geldmarkt durch einen Anstieg der Geldmarktzinsen widerspiegelte. Am 9. August 2007 – dieser Tag gilt inzwischen als der Beginn der eigentlichen Finanzkrise – stiegen die Aufschläge für Interbankkredite im Vergleich zum Zentralbankleitzins weltweit, vor allem in den USA, sprunghaft an. Mit der Insolvenz von Lehman Brothers am 15. September 2008, nachdem eine staatliche Rettung ausgeblieben war, kam der Interbankenmarkt weltweit zum Erliegen. Kurzfristig überschüssige Liquidität wurde nicht mehr bei anderen Banken, sondern unter Inanspruchnahme der Einlagefazilität bei den Zentralbanken angelegt.

In der zeitlichen Einteilung des SVR begann damit die „Phase II“ der Finanzkrise.

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Zunahme der Risikoaufschläge bei Staatsanleihen

→ "Hauptartikel: Eurokrise und Europäischer Stabilitätsmechanismus"

Im Verlaufe der Krise stieg die Staatsverschuldung vieler Staaten weiter an, etwa wegen Maßnahmen zur Stabilisierung der Banken und Konjunkturprogrammen („Phase III“). Die Risikoaufschläge verschiedener europäischer Staaten gegenüber deutschen Bundesanleihen stiegen. Mehrere Länder der Eurozone konnten ihre Zahlungsfähigkeit nur durch internationale Hilfskredite aufrechterhalten (Eurokrise). Im Rahmen des Europäischen Stabilisierungsmechanismus wurde ein gemeinsames Kreditpaket von EU, Euroländern und IWF mit der Gesamtsumme von 750 Milliarden Euro beschlossen. Die Europäische Zentralbank kündigte zudem an, im Notfall Staatsanleihen der Euro-Länder aufzukaufen.

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Auswirkungen auf die Realwirtschaft

Restaurant in Bristol: Werbung für günstiges „Credit Crunch Lunch“

Im Verlauf des Jahres 2008 hat sich die Finanzkrise zunehmend auf die Realwirtschaft ausgewirkt. Effekte waren zunächst in den USA, dann in Westeuropa und in Japan sowie seit Herbst 2008 auf der ganzen Welt zu erkennen. Infolgedessen verzeichneten die Aktienkurse weltweit ab Oktober 2008 nach einem ersten Einbruch aufgrund der Finanzkrise einen zweiten starken Rückgang aus Angst vor Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Auch auf den Rohstoffmärkten kam es vor allem ab Beginn des vierten Quartals 2008 zu starken Preisrückgängen. Die meisten Automobilhersteller in den Industrieländern haben Ende Oktober/Anfang November deutliche Produktionskürzungen angekündigt, um auf Absatzeinbrüche in zweistelliger Größenordnung zu reagieren. Nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes befand sich Deutschland nach zwei Quartalen mit negativen Wachstumsraten gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen zwischen Oktober 2008 und dem 2. Quartal 2009 in einer Rezession. Nach Statistiken von Eurostat ging die Industrieproduktion in der Eurozone von ihrem Höhepunkt im Frühjahr 2008 bis zum Frühjahr 2009 um mehr als 20 % zurück. Der Rückgang der Industrieproduktion ist somit vergleichbar mit dem im ersten Jahr der Weltwirtschaftskrise 1930 in Deutschland und den USA.

Eine Studie der Deutsche Bank Research bezifferte die krisenbedingte Minderung des Welt-BIPs auf vier Billionen US-Dollar.

Auch hatte die Finanzkrise deutliche Auswirkungen auf die Prognosefähigkeit von Unternehmen. Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Märkte hatten viele börsennotierte Unternehmen Schwierigkeiten, die für ihre Geschäftsberichte im Lagebericht nach § 289 HGB erforderlichen Prognosen für das kommende Geschäftsjahr zu formulieren. Die Unternehmen mussten hier eine Gratwanderung vollziehen. Auf der einen Seite musste eine Prognose abgegeben werden, um die Anleger entsprechend den rechtlichen Vorschriften zu informieren, auf der anderen Seite waren quantitative Ziele schwierig zu beziffern. Der Trend ging damit hin zu Prognosen, die auf verschiedenen Szenarien beruhten sowie vorwiegend von qualitativer Beschaffenheit waren. Unternehmen, die auch weiterhin quantitative Daten in ihren Prognosen kommunizierten, wurde vom Kapitalmarkt die Angabe von größeren Spannen von bis zu 20 % zugestanden.

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Hungerkrise

Es wird von Forschern angenommen, dass die Nahrungsmittelpreiskrise 2007–2008 mit der globalen Finanzkrise in Zusammenhang steht. Neben von der Wirtschaftskrise unabhängigen Faktoren wird u. a. der im Zuge der Finanzkrise verstärkte Wechsel zu Grundnahrungsmittelspekulationen mit der Hungerkrise in Verbindung gebracht. So war die Krise nach Ansicht der Welthungerhilfe und Oxfam sowie einzelner Experten der UNCTAD und der Weltbank insbesondere auf Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln zurückzuführen. Dieser Sichtweise wurde jedoch zum Teil auch widersprochen.

Wie die FAO 2009 festhielt, war seit dem Ausbruch der Krise die Zahl an hungernden Menschen um 100 Millionen Menschen gestiegen (insgesamt 1 Milliarde). Dies wurde begründet mit der Wirtschaftskrise im Allgemeinen und den hohen Nahrungsmittelpreisen im Besonderen.

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Einschätzung von Dauer und Ausmaß der Krise

Ausmaß der Krise im Zeitraum 2007 bis 2008 Länder mit offizieller Rezession (zwei stagnierende Quartale) Länder mit inoffizieller Rezession (ein Quartal) Länder mit einem wirtschaftlichen Abschwung von mehr als 1,0 % Länder mit einem wirtschaftlichen Abschwung von mehr als 0,5 % Länder mit einem wirtschaftlichen Abschwung von mehr als 0,1 % Länder mit positiver wirtschaftlicher Entwicklung N/A (keine Angaben) Abschätzung des IWF (Dezember 2008)
Die Weltkarte zeigt das Wirtschaftswachstum im Jahr 2009. Länder in der Rezession sind braun.

Die globale Finanzkrise führte fast überall auf der Welt zu einem deutlich abgeschwächten Wirtschaftswachstum oder zur Rezession. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) der ökonomisch entwickelten Staaten schrumpfte nach Angaben des IWF im Jahr 2009 zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg und zwar um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit lag das Wachstum des realen BIP in 161 Staaten im Jahr 2009 unter dem Wert von 2007. In nur 29 Staaten fiel es 2009 höher aus als 2007 – darunter vor allem Staaten mit geringer Integration in den Weltmarkt und relativ niedrigem BIP-pro-Kopf. Im Jahr 2007 lag das Wachstum des realen BIP in 147 Staaten bei mindestens 3,0 Prozent. 2009 galt dies nur für 61 Staaten.

Bezogen auf den Warenhandel führte die globale Finanz- und Wirtschaftskrise zum stärksten Rückgang seit 1950. Der reale Warenexport verringerte sich zwischen 2008 und 2009 um 12,4 Prozent. Der krisenbedingte Rückgang konnte jedoch bereits 2009/2010 wieder ausgeglichen werden, da der reale Warenexport zwischen 2009 und 2010 um überdurchschnittliche 14,0 Prozent zunahm. Zwischen 2010 und 2017 nahm er um weitere 22,9 Prozent zu – dabei zuletzt um 4,5 Prozent von 2016 auf 2017.

An den weltweiten Aktienmärkten nahm die durchschnittliche Umschlagshäufigkeit des Aktienhandels während der Krise deutlich zu: von 2007 auf 2008 um mehr als das Doppelte; der Aktienhandel wuchs dabei weiter an (von 104,1 auf 120,1 Billionen US-Dollar) und die Marktkapitalisierung reduzierte sich drastisch (von 60,7 auf 32,4 Billionen US-Dollar). Während die Folgen der Finanzkrise außerhalb des Finanzsektors 2009 vielfach größer waren als 2008, verlief die Entwicklung an den Finanzmärkten 2009 schon etwas ruhiger als im Vorjahr: Die Marktkapitalisierung stieg von 32,4 auf 47,0 Billionen US-Dollar (2017: 85,3 Billionen US-Dollar) und der Aktienhandel reduzierte sich von 120,1 auf 89,0 Billionen US-Dollar (2017: 117,3 Billionen US-Dollar).

Die öffentlichen Schulden der EU erhöhten sich im Zuge der Krise stark: Nachdem sich der Schuldenstand im Zeitraum 1996–2007 noch verringert hatte und von 2007 auf 2008 vergleichsweise leicht von 57,5 auf 60,8 Prozent des BIP erhöhte, stieg der entsprechende Wert auf 73,4 Prozent im Jahr 2009 bzw. 78,9 Prozent 2010. In den Folgejahren weitete sich die Schuldenkrise Europas weiter aus: Zwischen 2010 und 2014 erhöhte sich der Schuldenstand der EU-28 viermal in Folge von 78,9 auf 86,5 Prozent des BIP. Danach sank er jedoch dreimal und lag 2017 bei 81,6 Prozent des BIP.

Auch auf dem Arbeitsmarkt der EU hatte die globale Finanz- und Wirtschaftskrise erhebliche Folgen: Zwischen 2004 und 2008 reduzierte sich die Arbeitslosenquote der EU-28 viermal in Folge und sank von 9,3 auf 7,0 Prozent. Durch die Krise wurde diese Entwicklung jedoch schlagartig beendet: 2009 lag die Arbeitslosenquote bei 9,0 Prozent und stieg dann weiter auf 10,9 Prozent im Jahr 2013. Allerdings sank die Arbeitslosenquote der EU-28 im Jahr 2017 das vierte Jahr in Folge – auf 7,6 Prozent.

Im Jahr 2019, mehr als zehn Jahre nach dem Beginn der weltweiten Finanzkrise, waren laut dem österreichischen Finanzmarktaufsicht-Chef Helmut Ettl trotz aller Aktivitäten bei weitem noch nicht alle Probleme und Risiken in der ursächlichen Finanzmarktbranche beseitigt. Demzufolge standen auch in Anbetracht des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes, des weltweiten Handelsstreits, der Konflikte in der arabischen Welt, der Bedrohung eines ungeordneten Brexit sowie der Krise des Multilateralismus, der von einem Multi-Nationalismus abgelöst werde, Anzeichen einer neuen „geopolitischen Rezession“ im Raum.

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Internationale Gegenmaßnahmen

Koordinierung der Zentralbanken

Leitzinsen der EZB (rot) und des Federal Reserve Systems der USA (blau)

Seit Dezember 2007 stellt die Europäische Zentralbank (EZB) in Absprache mit der US-amerikanischen Federal Reserve den Banken US-Dollar zur Verfügung und nimmt dafür auf Euro lautende Wertpapiere als Sicherheit an, um die Lage auf dem Geldmarkt zu entspannen. Die EZB übernimmt insoweit Wechselkursrisiken der privaten Banken.

Am 11. Dezember 2007 senkte die US-Zentralbank Federal Reserve zum dritten Mal seit September 2007 den Leitzins. In einer konzertierten Aktion verkündeten am 12. Dezember 2007 fünf Zentralbanken weitere Maßnahmen, um dem „erhöhten Druck auf den kurzfristigen Finanzierungsmärkten“ entgegenzuwirken. Unter anderem lieh die Federal Reserve in einem Tauschgeschäft (Swap) der Europäischen Zentralbank (EZB) 20 Mrd. US-Dollar und der Schweizerischen Nationalbank 4 Mrd. Dollar, um der Dollarknappheit in Europa entgegenzuwirken. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung ist aus den inzwischen veröffentlichten Protokollen der Sitzungen des Offenmarktausschusses der Fed bekannt geworden, dass der Anstoß für diese Dollarleihen von der Fed an die EZB von der Fed ausging.

Am 18. September 2008 haben die Zentralbanken weltweit konzertiert mehr als 180 Milliarden US-Dollar angeboten, um Spannungen auf dem Geldmarkt zu lindern. Bei der Europäischen Zentralbank konnten die Banken am Donnerstag, 18. September 2008, bis zu 40 Milliarden US-Dollar für einen Tag aufnehmen, hinzu kommt ein Euro-Schnelltender mit einem offen gelassenen Volumen. Die Bank of Japan bietet erstmals US-Dollar an.

Ab Oktober 2008 senkten in einer konzertierten Aktion sieben der führenden Notenbanken, darunter die Federal Reserve (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und die Schweizerische Nationalbank (SNB), weltweit die Leitzinsen. Seither erfolgten weitere Zinssenkungen, die die Leitzinsen auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr erreichtes niedriges Niveau, teilweise den historischen Tiefstand gebracht haben.

Am 6. April 2009 stellte die EZB der Fed eine Swap-Linie in Höhe von 80 Milliarden US-Dollar in Euro bereit, die britische Notenbank gewährt 60 Milliarden Pfund, die Schweizer Notenbank stellt 40 Milliarden Franken und die japanische Zentralbank 10 Bio. Yen zur Verfügung. US-amerikanische Kreditinstitute können so zukünftig über die Fed auf Kredite in Auslandswährungen zurückgreifen. Die Maßnahme der Notenbanken ergänzt die Maßnahmen vom 18. September 2008 in umgekehrter Richtung. Damals hatte die Fed ausländischen Notenbanken Swaplinien von insgesamt 300 Milliarden US-Dollar eingeräumt.

Am 30. November 2011 haben die Europäische Zentralbank, die US-Notenbank Federal Reserve, die Notenbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens sowie die Schweizerische Nationalbank den globalen Finanzmärkten mehr Geld zur Verfügung gestellt, um die Schuldenkrise abzuwehren und die Realwirtschaft zu stützen. Die Zentralbanken verständigten sich darauf, die Kosten bestehender Dollar-Swaps ab dem 5. Dezember 2011 um 50 Basispunkte zu vermindern. Sie vereinbarten zudem Tauschgeschäfte, um jederzeit die von Banken benötigte Währung bereitstellen zu können. Die Zentralbanken garantieren so den Geschäftsbanken, dass sie auch in anderen Währungen liquide sind. Gleichzeitig lockerte die chinesische Zentralbank ihre Geldpolitik. Oktober 2013 kündigten die Europäische Zentralbank (EZB), die US-amerikanische Federal Reserve, die Bank von Japan, die Bank von England, die Bank von Kanada und die Schweizerische Nationalbank an, die Swap-Abkommen vom Dezember 2007 dauerhaft beizubehalten.

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Konjunkturprogramme

In vielen Ländern wurden im Rahmen der Finanzkrise umfangreiche Konjunkturprogramme und Finanzmarktstabilisierungsgesetze aufgelegt. In den USA sind es der Economic Stimulus Act of 2008 (Umfang des ESA: 150 Milliarden US-Dollar), der Emergency Economic Stabilization Act of 2008 (Umfang des EESA: 700 Milliarden US-Dollar) und der American Recovery and Reinvestment Act of 2009 (Umfang des ARRA: 787 Milliarden US-Dollar). In Deutschland sind es das Finanzmarktstabilisierungsgesetz (Umfang des FMStG: 400 Milliarden Euro), das Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“ (Umfang des Konjunkturpaketes I: 50 Milliarden Euro) und das Konjunkturprogramm „Entschlossen in der Krise, stark für den nächsten Aufschwung“ (Umfang des Konjunkturpaketes II: 14 Milliarden Euro). Zur Stabilisierung der Beschäftigung wurden insbesondere die Möglichkeiten zur Kurzarbeit ausgeweitet. In Österreich wurden die Konjunkturpakete I und II und die Steuerreform 2009 (insgesamt knapp zwölf Milliarden Euro) eingeführt.

Weltweit beträgt laut einer Studie von Deutsche Bank Research das gesamte, auf mehrere Jahre verteilte Volumen der Konjunkturprogramme etwa 2000 Milliarden US-Dollar. Ohne die Programme wäre laut DB Research der Rückgang an Bruttoinlandsprodukt erheblich stärker gewesen. Die krisenbedingte Minderung des BIPs beziffert die Studie mit „4000 Mrd.“ US-Dollar. Schließlich kann der Bankensektor nur langsam saniert werden.

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Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems

Im Rahmen der Krise wurden in den USA und Europa (temporäre) Notverstaatlichungen durchgeführt und sogenannte Bad-Bank-Konzepte (Abwicklungsbanken) eingeführt. In Deutschland wurde mit dem Finanzmarktstabilisierungsfortentwicklungsgesetz vom 17. Oktober 2008 und dem Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) die Möglichkeit geschaffen, dezentral für einzelne Kreditinstitute eine Bad Bank einzurichten. Diese soll problembehaftete strukturierte Wertpapiere aufnehmen oder auch ganze defizitäre Geschäftsbereiche sanierungsbedürftiger Banken abwickeln. Stützungsmaßnahmen zugunsten von Finanzinstitutionen erhöhten den staatlichen Bruttoschuldenstand 2008 und 2009 insgesamt um 98 Milliarden Euro. Da es sich überwiegend um Kredite handelt, stehen dem entsprechende Forderungen an die Finanzinstitutionen gegenüber.

Seit Oktober 2008 werden Bankschuldverschreibungen weltweit zunehmend vom Staat garantiert. Bis zum Oktober 2009 hat das Volumen staatsgarantierter Bankschuldverschreibungen rund 800 Milliarden US-Dollar erreicht. Über 450 Milliarden US-Dollar entfallen auf Westeuropa, der Rest zum großen Teil auf die USA.

Um das Bankensystem in der Eurozone zu stabilisieren, legte die Europäische Zentralbank ein Ankaufprogramm für Pfandbriefe auf, das „Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen“, englisch abgekürzt CBPP, und erwarb so bis Juni 2010 Wertpapiere im Wert von 60 Milliarden Euro.

Die damaligen finanztechnischen Verwerfungen in Zentraleuropa und Österreich waren erheblich. Helmut Ettl fasst die damalige Situation wie folgt zusammen: „Die zwei wichtigsten Refinanzierungsbanken, die Schweizer UBS und die Credit Suisse, wären nach der Lehman-Pleite fast in die Luft geflogen. Damit war der Schweizer-Franken-Markt für Geschäftsbanken über Nacht völlig ausgetrocknet, und es wäre keine Anschlussfinanzierung mehr gegeben gewesen.“ Die dadurch bedingte sehr dramatische Notlage der österreichischen und in der Folge zentraleuropäischen Banken konnte erst in zahllosen Eilkonferenzen dieser Tage der österr. FMA, Oesterreichische Nationalbank (OeNB), EZB und Schweizerische Nationalbank wiederhergestellt werden.

Nach Joaquín Almunia, Vizepräsident der EU-Kommission, wurden den Banken von Oktober 2008 bis März 2010 Staatshilfen im Rahmen von etwa 4 Billionen Euro genehmigt, davon drei Viertel in Form von staatlichen Garantien. Die Banken nahmen von den Staatsgarantien tatsächlich 994 Milliarden Euro in Anspruch.

Laut Deutscher Bundesbank nahm in Deutschland die Bruttoverschuldung des Staates (Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen einschließlich der zuzurechnenden Extrahaushalte) nach vorläufigen Berechnungen zum Jahresende 2010 in Abgrenzung des Maastricht-Vertrages auf 83,2 Prozent des BIP zu (fast 10 Prozentpunkte). Darin würden sich umfangreiche Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisierung in Höhe von 241 Milliarden Euro widerspiegeln, die vor allem im Zusammenhang mit der Hypo Real Estate und der WestLB standen. Seit 2008 sei im Zuge dieser Finanzmarktstützungsmaßnahmen der staatliche Schuldenstand um 335 Milliarden Euro gestiegen, das entspräche 13,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Soweit sich die übernommenen Risikoaktiva zukünftig verwerten ließen, würde der Schuldenstand wieder sinken.

Nach Joaquín Almunia setzten Regierungen der Europäischen Union zwischen 2008 und 2010 1,6 Billionen Euro ein (13 Prozent des BIP), um ihre Banken zu retten. Drei Viertel oder fast 1,2 Billionen Euro dieser Hilfen wurden für Garantien oder Liquiditätshilfen verwendet, die restlichen 400 Milliarden Euro für Kapitalhilfen und erforderliche Abschreibungen.

Eine Studie von Beatrice Weder di Mauro und Kenichi Ueda kommt zum Ergebnis, dass der Wert von unausgesprochenen staatlichen Garantien für die Banken im Zuge der Finanz- und Bankenkrise zugenommen hat, was zu finanziellen Erleichterungen für die Banken führt.

In der Zeit von 2008 bis 2011 stützten die Länder der Europäischen Union die Bankbranche mit 1,6 Billionen Euro. Ebenfalls wurde auf nationaler Ebene, insbesondere in Frankreich, sowie auf europäischer Ebene eine Reihe von neuen Regulierungen verabschiedet. Die EU vereinheitlichte und verschärfte diverse Aspekte des Bankenrechts. Insbesondere gehören dazu die Verpflichtung von Finanzinstitutionen, im Voraus für den Fall eines Bankrotts Abwicklungspläne zu entwickeln sowie Frühinterventionsbefugnisse und das Recht für Aufsichtsbehörden, Sonderverwalter für Banken zu bestellen. Kritiker, insbesondere unabhängige sowie grüne Europaparlamentarier, kritisieren jedoch die Maßnahmen als unzureichend, das Verhalten der dominierenden konservativen und sozialistischen Europaparteien als finanzindustrie-freundlich sowie die mangelnde Regulierung in wichtigen Bereichen wie dem Schattenbankwesen.

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Reformvorschläge der G-20-Staaten

→ "Hauptartikel: Globales Finanzsystem"

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Gipfeltreffen im November 2008

Unter dem akuten Eindruck der Finanzkrise fand vom 14. bis 16. November 2008 ein Treffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten (zuzüglich Niederlande und Spanien) in Washington statt, um die Grundlagen einer Reform der internationalen Finanzmärkte zu beraten und umzusetzen. Dieses hochrangige Treffen wurde in der deutschsprachigen Presse auch Weltfinanzgipfel genannt. Ziel war die Vereinbarung von internationalen Regelungen, um die Wiederholung einer Finanzkrise zu vermeiden. Ein Katalog mit knapp 50 Einzelmaßnahmen wurde verabschiedet. 28 dieser Einzelvorschläge sollten bis 31. März 2009 umgesetzt werden, die weiteren Punkte mittelfristig. Die Teilnehmer gaben Tendenzen zum Protektionismus eine klare Absage, sie bekannten sich ausdrücklich zu den Prinzipien eines freien Marktes und eines offenen Handels. Zudem wurde eine effektivere Regulierung der Finanzmärkte gefordert. Unter anderem wurden folgende Maßnahmen vereinbart:

Jedes Teilnehmerland verpflichtet sich, die Maßnahmen in nationales Recht umzusetzen.

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Nachfolgende Gipfeltreffen

Eine Folgekonferenz fand am 1./2. April 2009 in London statt. Neben der Konkretisierung verschiedener Punkte des ersten Treffens wurden ergänzend Maßnahmen zur Konjunkturbelebung verabschiedet:

Bei den weiteren G20-Treffen am 24./25. September 2009 in Pittsburgh und am 26./27. Juni 2010 in Toronto waren die Schwerpunkte unverändert eine Reform und Stärkung der Finanzsysteme sowie das Wiedererreichen eines starken Wirtschaftswachstums. Hinzu kam die Forderung nach Nachhaltigkeit und Ausgewogenheit bei der Erreichung der Wachstumsziele.

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Reformvorschläge der EU

Am 16. Februar 2013 trat die Verordnung (EU) Nr. 648/2012 (Marktinfrastrukturverordnung) in Kraft, die für den außerbörslichen Derivatehandel die Abwicklung über Clearing-Stellen sowie die Meldung an ein Transaktionsregister vorschreibt.

Im Jahr 2014 wurde die Europäische Bankenunion beschlossen, mit der ein einheitlicher Bankenaufsichtsmechanismus und ein einheitlicher Bankenabwicklungsmechanismus wirksam wurden. Als abschließenden Baustein des Regulierungsrahmens für das europäische Bankenwesen hat der Binnenmarktkommissar Michel Barnier auf Basis des Berichts einer Expertengruppe unter dem Vorsitz von Erkki Liikanen am 29. Januar 2014 einen Vorschlag für eine Bankenstrukturreform vorgelegt.

Nachdem die Kommissionspräsidentschaft von José Manuel Barroso auf Jean-Claude Juncker gewechselt war, scheiterte dieser Vorschlag der EU-Kommission am 26. Mai 2015 im Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments.

Im Juni 2015 hatten sich die EU-Finanzminister einstimmig für Trennbanken-Regeln ausgesprochen. Als nächsten Schritte muss das Europäische Parlament einen Standpunkt erarbeiten, danach werden Verhandlungen zwischen Europäischem Rat und Europäischem Parlament stattfinden, die jedoch zu stocken scheinen.

Im Kommissionsvorschlag wird ein Verbot des Eigenhandels vorgeschlagen und andere hochriskante Handelstätigkeiten sollen in rechtlich selbstständige Institute verlagert werden. Ergänzend zu dem Vorschlag hat die Kommission flankierende Maßnahmen zur Förderung der Transparenz bestimmter Transaktionen im Schattenbankwesen verabschiedet.

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Dokumentarfilme und Spielfilme

Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte, Dokumentarfilm von Michael Moore, USA 2009
Company Men, Spielfilm, USA 2010
Inside Job, Dokumentarfilm von Charles H. Ferguson, USA 2010
Wall Street: Geld schläft nicht, Spielfilm, USA 2010
Der große Crash – Margin Call, Spielfilm, USA 2011
Too Big to Fail – Die große Krise, Spielfilm, USA 2011
Assault on Wall Street, Spielfilm, Kanada 2013
Master of the Universe – Der Banker, Dokumentarfilm von Marc Bauder, Deutschland/Österreich 2013
The Big Short, Spielfilm, USA 2015
Panic: The Untold Story of the 2008 Financial Crisis, Dokumentarfilm von John Maggio, USA 2018
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Siehe auch

Liste der höchsten Strafen gegen Banken
Chronologie der Finanzkrise ab 2007
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Literatur

Ben S. Bernanke: "The Courage to Act: A Memoir of a Crisis and Its Aftermath." W. W. Norton & Company, New York City 2015, ISBN 978-0-393-24721-3
Generalversammlung der Vereinten Nationen: "The Commission of Experts of the President of the UN General Assembly on Reforms of the International Monetary and Financial System" („Stiglitz-Kommission“).
Falk Illing: "Deutschland in der Finanzkrise, Chronologie der deutschen Wirtschaftspolitik 2007–2012". Verlag Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-19824-8.
Stuart Jenks: "Banken und Finanzkrisen". Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2012, ISBN 978-3-7950-4512-8.
Christian Koller: "Vor 15 Jahren: Die Finanzkrise". In: "SozialarchivInfo" 3 (2024). S. 18–42.
David McNally: "Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise". In: "Das Argument", Jg. 50 (2008), Heft 279, S. 796–804 (Teil 1), und "Das Argument", Jg. 51 (2009), Heft 281, S. 471–478 (Teil 2).
Max Otte: "Die Finanzkrise und das Versagen der modernen Ökonomie". In: "Aus Politik und Zeitgeschichte", 52/2009, S. 9–16.
Susanne Schmidt: "Markt ohne Moral – Das Versagen der internationalen Finanzelite". Verlag Droemer Knaur, München 2010, ISBN 978-3-426-27541-2.
Adam Tooze: "Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben". Siedler, München 2018, ISBN 978-3-8275-0085-4.
Martin Wolf: "The Shifts and the Shocks. What We’ve Learned – and Still Have to Learn – from the Financial Crisis". Penguin Books, New York City 2014, ISBN 978-1-59420-544-6.
Section links: (13 Articles)

Weblinks

Martin Hellwig: "Systemic Risk in the Financial Sector:An Analysis of the Subprime-Mortgage Financial Crisis" (PDF; 786 kB), Max Planck Institute for Research on Collective Goods, Bonn 2008.
Gerhard Strate: Strafrechtliche Aufarbeitung der Finanzkrise hrr-strafrecht.de
fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung: "Die Finanz- und Bankenkrise einfach erklärt"
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Einzelnachweise

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